Neos: Meinl-Reisinger soll Strolz nachfolgen

Bereit für den Chefsessel: Beate Meinl-Reisinger (hier im Bild bei einer Neos-Protestaktion gegen politische Postenbesetzungen vor dem Parlament im Juni 2015) dürfte im Juni Matthias Strolz nachfolgen.
Bereit für den Chefsessel: Beate Meinl-Reisinger (hier im Bild bei einer Neos-Protestaktion gegen politische Postenbesetzungen vor dem Parlament im Juni 2015) dürfte im Juni Matthias Strolz nachfolgen.(c) APA/HANS KLAUS TECH
  • Drucken

Der bisherige Parteichef gibt eine Empfehlung für Beate Meinl-Reisinger als neue Parteichefin ab. Sie sei der „Stachel im Fleisch“, den es brauche. Am Mittwoch tagt der erweiterte Neos-Vorstand, im Juni die pinke Mitgliederversammlung.

Wien. „Ja, sie ist meine Favoritin. Sie ist meine persönliche Empfehlung an Neos.“ Mit diesen Worten warb der scheidende pinke Parteichef Matthias Strolz am Dienstagabend bei einem Journalistengespräch in einer Wiener Bar für Beate Meinl-Reisinger als seine Nachfolgerin. „Sie ist ein Stachel im Fleisch, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen“, betonte Strolz. So etwas brauche es: „Sie hat die Kraft, die Nachfolge anzutreten.“

Zwar werden die Neos erst bei ihrer Mitgliederversammlung, die nun für den 23.  und 24. Juni in Wien angesetzt wurde, ihre neue Parteiführung wählen. Aber seit Matthias Strolz am Montag den baldigen Abgang aus der Politik angekündigt hat, rauchen bei den Pinken schon die Köpfe. Am Montag Nachmittag gab es eine Telefonkonferenz des pinken Vorstands, am Dienstag eine persönliche Sitzung des Gremiums. Am Mittwoch tagt ab acht Uhr der erweiterte Vorstand der Partei. Und auch diesem wird Strolz vorschlagen, Meinl-Reisinger zu unterstützen.

Die Wiener Neos-Chefin, die vor ihrem im Jahr 2015 erfolgten Wechsel in die Stadtpolitik schon im Nationalrat saß, gilt seit langem als Vertrauensperson von Strolz. Neben ihm sprach sich aber auch der Tiroler Neos-Chef Dominik Oberhofer am Dienstag bereits offen für Meinl-Reisinger als Parteichefin aus. „Sie ist die logische Kandidatin und prädestiniert für den Job. Sie ist ein mordsmäßiges Talent“, erklärte er. Auch der Salzburger Neos-Chef Sepp Schellhorn erklärte gegenüber den „Salzburger Nachrichten“, dass er davon ausgehe, dass Meinl-Reisinger das Amt übernehme.

Zuvor hatte sich die Parteispitze bereits darauf festgelegt, dass der neue Parteichef gleichzeitig dem Parlamentsklub vorstehen soll. Damit waren Alternativkandidaten wie der Neos-Mitgründer und Medienmanager Veit Dengler aus dem Rennen, weil er auf keiner Wahlliste stand. Meinl-Reisinger hingegen könnte vom Wiener Gemeinderat in den Nationalrat wechseln und direkt das Mandat von Strolz übernehmen. Als weiterer möglicher Kandidat für den Parteivorsitz galt zuletzt auch noch der bisherige Neos-Vizeklubchef Nikolaus Scherak.

Ähnliche Meinung, etwas anderer Stil

Der neue Klubchef wird im Herbst von den Neos-Abgeordneten gewählt. Zur Kür der Parteiführung lädt der pinke Vorstand im Juni die rund 2500 Parteimitglieder zur Versammlung nach Wien. Jedes Neos-Mitglied, das seinen Betrag gezahlt hat, darf gleichberechtigt den neuen Parteivorsitzenden mitwählen. Wobei es bei den Neos üblich ist, dass es mehrere Kandidaten bei Wahlen gibt – sei es auch nur, weil sich Vertreter der Basis ohne Aussicht auf Erfolg dafür melden.

Sollte die Wahl wie erwartet auf Meinl-Reisinger fallen, sind inhaltlich keine großen Änderungen bei den Neos zu erwarten. Im Stil agiert die 40-jährige Wienerin zwar etwas anders. Wenngleich auch sie emotional reden kann, wird sie nicht ganz so laut wie Strolz, auch Ausflüge in die Esoterik sind bei ihr nicht zu erwarten. Dass die frühere ÖVP-Mitarbeiterin aber vor markigen Botschaften nicht zurückscheut, zeigte sich im Wien-Wahlkampf 2015. Damals kämpfte sie mit dem Slogan „G'scheite Kinder statt g'stopfte Politiker“  um Stimmen.

Strolz betonte am Dienstagabend noch einmal, dass er aus freien Stücken aus der Politik ausscheide. Er wolle nicht „in die Gründerfalle tappen“ und daher die Partei jetzt übergeben. „Es ist sonst wie bei einem großen Baum, der den anderen Bäumen, die nachstoßen, das Licht nimmt“, meinte Strolz. Und es stimme nicht, dass die Neos ohne ihn Probleme bekommen könnten. „Wir haben leicht zehn ministrable Personen“, betonte Stolz.

Mit der eigenen Frau „erwischt“

Erneut trat er am Dienstag auch Gerüchten entgegen, er würde wegen einer angeblichen Krankheit, wegen eines weiteren Kindes oder gar wegen einer Affäre aus der Politik ausscheiden. So hätten Journalisten sogar bei ihm angerufen und ihn damit konfrontiert, dass er am Wochenende küssend am Amsterdamer Flughafen gesehen worden wäre. „Das Gerücht stimmt, aber es war meine Frau“, sagte Strolz lachend. Und er freue sich darauf, künftig wieder mehr Zeit für seine Familie zu haben.

Fahrplan zum neuen Neos-Chef

Am Mittwoch tagt der erweiterte Neos-Vorstand. Parteichef Matthias Strolz wird Beate Meinl-Reisinger als seine Nachfolgerin vorschlagen.

Am 23. und 24. Juni findet in Wien die Neos-Mitgliederversammlung statt, bei die neue Parteiführung gewählt wird.

Im Herbst küren die Neos-Abgeordneten im Parlament ihre neue Klubführung. Danach tritt Strolz ganz von der politischen Bühne ab.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Beate Meinl-Reisinger
Innenpolitik

Meinl-Reisinger: "Keine Altpartei mit kämpfenden Flügeln"

Wiens Neos-Chefin bleibt bei ihrer Kritik an Bundeskanzler Kurz und der türkis-blauen Regierung. Ihre Einstellung nennt sie "liberal" - und zwar "ohne ein Präfix".
Die Chefin der Wiener Neos, Beate Meinl-Reisinger, bewirbt sich um die Nachfolge von Matthias Strolz
premium

"Kurz und Kickl sollen sich warm anziehen"

Nicht alle Diktionen von Matthias Strolz seien auch ihre, sagt seine vermutliche Nachfolgerin Beate Meinl-Reisinger im "Presse"-Interview. Sie will die Finger auf die Wunden der Regierung legen.
Beate Meinl-Reisingerbei der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem erweiterten Parteivorstand.
Innenpolitik

Strolz an Meinl-Reisinger: "Du bist eine kommunikative Wucht"

Die Wiener Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger will sich am 23. Juni der Nachfolger-Wahl von Matthias Strolz als Bundesparteichef stellen. Die "PR-Strategie" von Kanzler Kurz kritisiert sie, zur SPÖ "fällt mir schon länger nichts mehr ein", verteilt sie Seitenhiebe.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.