Er begann als mutiges Zeichen in einer ängstlichen Zeit. Heute ist er Tourismuswerbung und Starmagnet mit ziemlich vielen VIP-Bereichen. Der Life Ball wird 25. Er hat viel bewirkt und sich dafür verändert. Ist er vom Weg abgekommen?
Am Samstag findet im Rathaus der Life Ball zur Unterstützung der Aids-Hilfe statt. Es ist dies kein Ball im herkömmlichen Sinn, sondern eine Mischung aus Informationsveranstaltung, Benefizgala und Diskothek.“ Es sind die ersten Zeilen, die sich im „Presse“-Archiv über den Life Ball finden. 1994, ein Jahr, nachdem er das erste Mal stattgefunden hatte, und als man um die richtigen Worte irgendwie noch ringen musste.
Dabei war schnell klar, dass der Life Ball bekannte Formulierungen sprengen würde. Nicht nur, weil schon beim ersten Ball Tausende Besucher kamen – mit denen Organisator Gery Keszler nicht gerechnet hatte – sondern, weil er ein mit Angst behaftetes Thema völlig tabulos ansprach. Und das mitten im Wiener Rathaus.
Es waren tatsächlich noch andere Zeiten, als der Life Ball das erste Mal stattfand. Das Wissen um Aids war zwar schon in der Welt, aber dass es jeden treffen konnte, musste erst noch die Köpfe der Menschen hinein. Die ausgebrochene Krankheit war damals ein sicheres Todesurteil. Nur zwei Jahre davor hatte die Welt Queen-Sänger Freddie Mercury beim Sterben zugesehen. Und dann machte Helmut Zilk für Keszler das Rathaus auf. Zu einer Zeit, als die coolen Events noch in leeren Hallen und Fabriken stattfanden.