Die Chefs der EU wollen Migranten von der Fahrt über das Mittelmeer abbringen. Das wird viel kosten, warnen Fachleute.
Brüssel. Wenn es sich für Menschenschmuggler nicht mehr auszahlt, Migranten und Flüchtlinge gegen Geld auf wackelige Schlauchboote in Richtung Europa zu setzen, wird die irreguläre Zuwanderung über das Mittelmeer versiegen: Das ist die Formel, auf die sich die 28 Staats- und Regierungschefs der Union beim Treffen des Europäischen Rats in Brüssel am Donnerstagabend zu einigen gedachten. „In diesem Zusammenhang unterstützt der Europäische Rat die Entwicklung eines Konzepts regionaler Landungsplattformen“, heißt es in jenem Entwurf der Schlussfolgerungen der Chefs, der ihnen als Arbeitsunterlage diente.
Das wären, auch wenn es niemand so nennen möchte, de facto Sammellager an den Küsten Nordafrikas, wo „in enger Zusammenarbeit“ mit dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR sowie der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) die „schnelle und sichere Unterscheidung zwischen Wirtschaftsmigranten und jenen mit internationalem Schutzbedürfnis“ getroffen werden könnte, und zwar „unter voller Wahrung des Völkerrechts und ohne einen Attraktivitätsfaktor zu schaffen“. Sprich: Asyl soll man in diesen Plattformen weiterhin nicht beantragen dürfen. Spräche sich das nämlich herum, gäbe es rasch einen kaum zu bewältigenden Ansturm auf diese Landungsplattformen.