US-Regierung will Kinder von Migranten länger in Gewahrsam behalten

imago/UPI Photo
  • Drucken

Trump twitterte am Samstag, es bestehe "Null Chance" auf eine Abschaffung der ICE. Er warf "radikal linken Demokraten" vor, "als Nächstes die ganze Polizei" abschaffen zu wollen.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump will Kinder von illegal ins Land gekommenen Einwanderern länger als bisher erlaubt in Gewahrsam behalten. "Die Regierung wird Familien nicht trennen," sondern sie gemeinsam festhalten, bis das Einwanderungsverfahren abgeschlossen sei, so das Justizministerium am Freitag (Ortszeit). Gegen Trumps rigide Einwanderungspolitik gab es indes Massenproteste.

Unter dem Motto "Familien gehören zusammen" versammelten sich am Wochenende tausende Bürger in allen 50 Bundesstaaten zu Protestmärschen. Die Hauptveranstaltung in Washington begann in der Nähe des Weißen Hauses. "Schande, Schande", riefen die Demonstranten dort. US-Präsident Donald Trump verbrachte das Wochenende allerdings in seinem Golf-Club in New Jersey. Auch dort versammelten sich an der Zufahrt Demonstranten, um gegen seine harte Migrationspolitik zu demonstrieren.

"Familien gehören zusammen"

In New York kamen junge und alte Menschen, Neuankömmlinge und alteingesessene Bürger in glühender Hitze zusammen, um Trumps Politik zu kritisieren. "Flüchtlinge sind willkommen", riefen die Demonstranten zu Trommelrhythmen. "Keine Käfige, kein Verbot, keine Mauer", stand auf einem Schild.

Die 34-jährige Courtney Malloy hielt ein Schild mit der Aufschrift: "Das einzige Baby, das in einen Käfig gehört, ist Donald Trump." Die Rechtsanwältin sagte: "Wir werden nicht zusehen, wie unser Land zerrissen wird und wie Babys ihren Müttern weggenommen werden." Große Kundgebungen gab es auch in Boston, Chicago, Los Angeles und Portland.

Trump verteidigte seine Politik. "Wenn Menschen illegal in unser Land kommen, müssen wir sie unverzüglich zurückführen ohne jahrelanges juristisches Hin und Her", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Einwanderungsgesetze der USA seien "die dümmsten der Welt".

Die US-Behörden behandeln illegal ins Land kommende Menschen seit Monaten systematisch als Gesetzesbrecher und nehmen sie in Haft. Da Kinder eigentlich nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, wurden die Familien auseinandergerissen; rund 2.000 der betroffenen Kinder sind derzeit getrennt von ihren Eltern in Heimen untergebracht.

Nach einer Welle der Empörung aus dem In- und Ausland beendete Trump diese Praxis per Dekret. Das brachte die US-Regierung in eine rechtliche Zwickmühle. Nach einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 1997 dürfen Kinder nicht länger als 20 Tage in Haft gehalten werden, auch nicht zusammen mit ihren Eltern. Bis über den Aufenthaltsstatus ihrer Eltern entschieden ist, können aber Monate oder sogar Jahre vergehen.

Rückführung in längstens 30 Tagen

Am Dienstag entschied ein Gericht in San Diego in einem gesonderten Fall, dass getrennte Familien innerhalb von 30 Tagen wieder zusammengeführt werden müssten - im Falle von Kindern unter fünf Jahren innerhalb von 14 Tagen. Auf Grundlage dieses Urteils argumentierte das Justizministerium nun, es sei möglich, Kinder für die Dauer des Einwanderungsverfahrens zusammen mit ihren Eltern in Haft zu halten.

In der Zwischenzeit hat sich eine lose Bewegung aus Politikern und Aktivisten gebildet, die als Antwort auf die harte Linie von Trump in Einwanderungsfragen die Abschaffung der Einwanderungsbehörde ICE fordern. Die ICE wurde nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ins Leben gerufen, um für nationale Sicherheit und öffentliche Ordnung zu sorgen.

In mehreren US-Städten sind bereits Protestcamps unter dem Motto "Occupy ICE" errichtet worden. Unter den Kritikern der Behörde ist der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio.

Trump twitterte am Samstag, es bestehe "Null Chance" auf eine Abschaffung der ICE. Er warf "radikal linken Demokraten" vor, "als Nächstes die ganze Polizei" abschaffen zu wollen.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Präsident will Millionen für den Bau einer Mauer zu Mexiko erzwingen.
Außenpolitik

USA: Trump droht Kongress mit Stillstand

Der Präsident will Millionen für den Bau einer Mauer zu Mexiko erzwingen. An anderer Front steht am Dienstag sein Ex-Wahlkampfmanager vor Gericht.
Außenpolitik

Trump droht im Streit um Einwanderung mit "Shutdown"

Vor den wichtigen Zwischenwahlen verschärft der US-Präsident seinen Ton: Er will mit einem harten Einwanderungskurs bei seinen Wählern punkten.
Außenpolitik

Kein Platz: USA setzen strafrechtlich Verfolgung von Migrantenfamilien aus

Den US-Grenzbehörden gehen die Unterkünfte für Familien aus, die illegal die Grenze überquert haben. Die "Null-Toleranz"-Politik des US-Präsidenten soll aber beibehalten werden.
US-Präsident Donald Trump meldet sich wieder per Twitter zu Wort
Außenpolitik

Trump will illegale Einwanderer "ohne Richter und Gerichtsverfahren" ausweisen

Der US-Präsident schlägt vor, dass der Rechtsweg, der von der US-Verfassung für jeden Menschen garantiert wird, verlassen wird. Es könnten nicht all diese Leute "in unser Land einmarschieren", schrieb Trump auf Twitter.
In Ciudad Juárez überprüfen US-Grenzpolizisten die Identität von Migranten. Auf Drängen seiner Frau Melania und seiner Tochter Ivanka stoppte Donald Trump die umstrittene Praxis der Trennung von Eltern und Kindern, die illegal über die Grenze kommen.
Außenpolitik

Strategiewechsel: US-Präsident spielt bei Migration auf Zeit

Trump reagiert auf Kritik und lässt Kinder und Eltern, die illegal ins Land kommen, vorläufig nicht mehr trennen. Doch sein Kompromiss dürfte juristisch nicht halten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.