Das Essverbot in der U-Bahn ist ein schlechtes Zeichen.
Ein bisschen darf man die Wiener Linien loben: dafür, dass man nicht die (typisch österreichische) Wischiwaschilösung nimmt, nach der nur bestimmte Speisen in der U-Bahn künftig verboten sein werden. Und auch, dass man das Essverbot auf alle U-Bahn-Linien ausweitet, ist konsequent. Damit endet das Lob zur derzeitigen urbanen causa prima aber schon.
Denn das, was manche Fahrgäste als Ärgernis sehen, über ein Verbot regeln zu wollen, ist und bleibt der falsche Weg. Mit Bewusstseinsbildung und der Erinnerung, dass man aufeinander Rücksicht nehmen soll, muss man in einer solchen Situation auskommen. „Ja, aber in Singapur . . .“, die reflexhafte Antwort, die gern ins Spiel gebracht wird, um ein Verbot zu rechtfertigen. Natürlich. Dort sind die Gesetze streng, sogar Ausspucken auf der Straße wird bestraft.
Natürlich kann man sich ein Beispiel daran nehmen. Aber dann sollte man sich auch anschauen, was mit solchen Regelungen alles verbunden ist. Das Gefühl, ständig überwacht zu werden, unter Beobachtung zu stehen – das gibt es in Wien so noch nicht. Und das ist auch gut so. Das Gefühl der Freiheit trägt auch dazu bei, dass Wien eine lebenswerte Stadt ist. Jedes Verbot, das bei Banalitäten in das Zusammenleben eingreift, beeinträchtigt das. Und öffnet die Tür für weitere Einschränkungen. Wer weiß, laute Telefonierer könnten die Nächsten sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2018)