Kärnten rüstet sich für Wassermassen

In den Stauseebecken Kärntens wurden die Wasserpegel gesenkt: Im Bild: der niedrige Pegelstand am Völkermarkter Stausee.
In den Stauseebecken Kärntens wurden die Wasserpegel gesenkt: Im Bild: der niedrige Pegelstand am Völkermarkter Stausee. (c) APA/MICHAEL WALCHER
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Orkane mit Böen bis zu 130 Kilometern pro Stunde fegten über Kärnten hinweg. Mehrere Gebäude wurden beschädigt. Am Sonntag rüstete man sich für das bevorstehende Hochwasser.

Klagenfurt. Vor dem prognostizierten Hochwasser am Montag und Dienstag fegte in der Nacht auf Sonntag ein Sturm mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde über Kärnten hinweg – besonders betroffen war der Raum Ferlach. Mehrere Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden, und Hausdächer wurden abgedeckt. Erste Murenabgänge dürften nur die Vorboten des anhaltenden starken Regenfalls sein.

Seit Samstagnacht sorgten orkanartige Windböen für Probleme in Ferlach und Umgebung. Im Bereich Unterbergen und Unterloibl wurden mehrere Häuser und Gebäude stark beschädigt. Die Loiblpass-Straße (B91) zwischen Kirschentheuer und Unterloibl musste in beide Richtungen gesperrt werden, da der Sturm ein Dach abgedeckt hat. Es bestand die Gefahr, dass noch mehr Teile auf die Straße fallen. Die in der Nacht eingerichtete Umleitung über Ferlach konnte Sonntagfrüh wegen umgestürzter Bäume ebenfalls nicht mehr befahren werden.

Drohendes Hochwasser

Rund 100 Feuerwehrleute waren vorerst im Einsatz. Der Sturm ließ Sonntagmittag nach. Während für Sonntagvormittag eine Sitzung des Koordinationsausschusses des Landes Kärnten zur Vorbereitung auf das drohende Hochwasser einberufen wurde, gab es in der Nacht bereits erste Murenabgänge: Die Gailtal Straße (B 111) zwischen St. Jakob im Lesachtal und Strajach wurde daher gesperrt. Die Plöckenpass Straße (B 110) zwischen Mauthen und der Staatsgrenze war ebenfalls wegen Muren gesperrt. Sonntagfrüh waren die Pegel der Flüsse im Süden von Oberkärnten wegen des anhaltenden Regens bereits deutlich angestiegen. Die Gail hatte schon den Stand eines ein- bis fünfjährlichen Hochwassers erreicht.

Nach der Sitzung des Koordinationsausschusses zeigten sich die Einsatzkräfte jedenfalls gewappnet für das Hochwasser: Der zuständige Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) nannte mit Möllbrücke sowie Lavamünd zwei Hotspots, bei denen die Lage gefährlich werden könnte. Sonntagmittag waren wegen des nächtlichen Sturms mit Spitzen von 130 km/h rund 1400 Haushalte ohne Strom. Laut den Experten deuteten die Prognosen immer noch auf ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser hin.

Den Höhepunkt der Pegelstände erwartete man für die Nacht auf Dienstag. Die Staubecken wurden maximal abgesenkt: „Unklar ist aber, wie viel wir mit den Maßnahmen auffangen werden können“, sagt Fellner. Die einberufenen Krisenstäbe stünden bereit, aber auch die Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm wie vorhergesagt kommt, lebe. Vor allem entlang der Drau und der Möll wird die Hochwassergefährdung mit hoch beziehungsweise sehr hoch eingeschätzt.

„Gewaltiges Ereignis“

Paul Rainer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sprach von einem gewaltigen Ereignis, das auf Kärnten zukomme. Montagvormittag sei zwar leichte Entspannung zu erwarten, die Niederschläge und Sturmböen könnten danach aber noch einmal Spitzenwerte erreichen. Die Feuerwehren seien ebenfalls gut vorbereitet, wurde versichert.

Die ZAMG teilte Sonntagvormittag mit, dass bis neun Uhr die Spitze der Niederschläge mit rund 190 Millimetern bei der Wetterstation Kötschach-Mauthen im Bezirk Hermagor gemessen wurde. „Damit hat es hier in nur 24 Stunden so viel geregnet wie in einem durchschnittlichen gesamten Oktober. Der Oktober ist in dieser Region übrigens der regenreichste Monat, da sich im Herbst oft Mittelmeertiefs bilden.“

Landesrat Fellner appellierte an die Bevölkerung: „Wir bitten die Menschen in den betroffenen Gebieten entlang der Gail, der Möll und vor allem der Drau, wachsam zu sein. Achten Sie auf die Informationen aus Radio und Fernsehen und kooperieren Sie mit den Blaulichtorganisationen, die in Alarmbereitschaft stehen.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2018)

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