Mögliche Banken-Hochzeit: Due Diligence hat offenbar begonnen

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Insidern zufolge haben die Deutsche Bank und die Commerzbank damit begonnen, ihre Bücher gegenseitig zu prüfen.

Die Debatte im Aufsichtsrat der Deutschen Bank über eine mögliche Fusion mit der Commerzbank ist laut einem Insider seit kurzem vorbei. Vorstandschef Christian Sewing habe die Aufsichtsräte gut drei Stunden lang über den Stand der Gespräche mit dem kleineren Konkurrenten informiert. Er habe betont, dass für eine Entscheidung weitere Fakten benötigt würden. Die beiden Institute hätten damit begonnen, ihre Bücher gegenseitig zu prüfen, hieß es aus informierten Kreisen. Die Deutsche Bank wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Aus der Commerzbank hörte man, dass bisher keine Entscheidungen zu Fusionsgesprächen gefallen seien und auch bisher keine weitere Sitzung des Aufsichtsrats anberaumt worden sei.

Vor dem Treffen der Kontrolleure hatten sich die Vertreter der Arbeitnehmer klar gegen ein Zusammengehen der beiden Banken ausgesprochen. Einige der Großaktionäre der Deutschen Bank sind ebenfalls skeptisch.

EZB äußerte sich

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) äußerte sich zur geplanten Bankenfusion. Der oberste EZB-Bankenkontrolleur, Andrea Enria, sagte am Donnerstag im EU-Parlament, seine Behörde sei über den Beginn der Verhandlungen informiert worden und stehe bereit.

Zugleich verwies er darauf, dass eine Bank mit einer besonderen Größe und Systemrelevanz zusätzliches Kapital vorhalten müsse. Schiere Größe dürfe zudem nicht vor einer möglichen Auflösung schützen. So sollten Banken nachweisen, dass sie über Strukturen verfügen, die im Fall einer Krise eine reibungslose Abwicklung nicht verhindern.

Zuletzt hatte die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel davor gewarnt, jetzt „noch einen größeren nationalen Champion zu schaffen“.

Finanzexperten skeptisch

Deutsche Bank und Commerzbank hatten am Sonntag den Beginn formeller Fusionsverhandlungen bestätigt. Der deutsche Finanzminister, Olaf Scholz (SPD), und sein Staatssekretär, Jörg Kukies, der frühere Ko-Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, befürworten eine Fusion der beiden Geldhäuser.

Viele Finanzmarktexperten zeigen sich indes skeptisch: Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stimmen nur 15 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass ein Zusammengehen gut für das deutsche Finanzsystem wäre. Knapp 65 Prozent verneinen das, 20 Prozent rechnen weder mit positiven noch mit negativen Effekten.

(APA)

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