Pedro Sánchez hat es jetzt endlich doch geschafft: Nach all den Misserfolgen, Rückschlägen und Enttäuschungen der letzten Jahre, die seinen Sozialisten in Spanien auch erniedrigende Rekordmisserfolge bescherten, machte der Premier seine Partei wieder zur stärksten Politkraft im Land. Erstmals seit 2008.
Sánchez' Siegestaumel im roten Fahnenmeer dürfte aber nicht allzu lang angedauert haben. Nach dem unerwarteten Erfolg bei der Parlamentswahl am Sonntag wurde der telegene Premier sehr schnell wieder von der ernüchternden Realität eingeholt: vom zermürbenden Alltag einer mühsamen Koalitionsbildung und der nahezu unmöglichen Aufgabe, eine halbwegs stabile Regierung auf die Beine zu stellen. So hatten die Sondierungsgespräche gestern noch gar nicht begonnen, da erfolgten schon erste gewichtige Absagen: Die liberalen Ciudadanos lehnten eine Koalition mit Sánchez ab. Bei einer solchen originellen Kooperation hätte es zumindest den Hoffnungsschimmer auf Stabilität und Budgetdisziplin gegeben.
Stattdessen zeichnen sich lange Verhandlungen ab, die letztlich doch wieder zu einer wackeligen Minderheitsregierung führen dürften, deren Überleben von der radikal-linken Podemos und unberechenbaren Separatisten abhängt. Offen ist nicht nur, wie diese Konstellation vier Jahre durchhalten soll. Unklar ist vor allem, wie eine solche schwache Regierung Spaniens Mammutprobleme – von Katalonien-Krise bis hin zu fragiler Wirtschaftslage – bewältigen will. Das Charisma des Premiers wird nicht genügen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2019)