Mutmaßliche Polizeigewalt: Weiterer verletzter Aktivist meldete sich

Screenshot/ Twitter
  • Drucken

Nach der Veröffentlichung eines Videos, das mutmaßliche Polizeigewalt zeigt, hat sich am Montag ein weiterer verletzter Aktivist gemeldet. Dem 35-Jährigen soll beim Wegtragen von einem Polizisten eine Hand gebrochen worden sein.

Nach der Veröffentlichung eines Videos, das mutmaßliche Polizeigewalt gegen einen Klima-Aktivisten zeigt, hat sich am Montag ein weiterer verletzter Aktivist bei der APA gemeldet. Dem 35-Jährigen soll beim Wegtragen von dem bereits in den Innendienst versetzten Polizisten eine Hand gebrochen worden sein.

Im Krankenhaus sei ein Bruch des Mittelhandknochens der linken Hand diagnostiziert worden, sagte der Aktivist im Gespräch mit der APA. Laut seinen Angaben war er Teilnehmer der Sitzblockade am Freitag. Nachdem die Hälfte der Beteiligten bereits von den Beamten weggetragen worden war, sei er an der Reihe gewesen. Weil er gesehen hatte, dass andere zuvor bereits "unsanft weggebracht worden sind", habe er sich "aufrecht hingesetzt und die Arme um die Beine gelegt, damit ich halbwegs einfach wegzutragen bin", schilderte der Oberösterreicher.

"Das hat höllisch wehgetan"

Der bereits aus dem Video bekannte Beamte habe dann zu seinem Kollegen sinngemäß gesagt, "den tragen wir nicht", er sei zu schwer. "Sie haben mich dann an den Armen genommen und die Hände nach innen gedrückt", sagte der 35-Jährige. Der betroffene Beamte habe seine Hand nicht nur umgebogen, sondern extra nachgedrückt. "Das hat höllisch wehgetan, ich hab' nur mehr geschrien", berichtete der Aktivist. Bei diesem "Schmerzgriff" habe ihm der Polizist die Hand gebrochen. Als er danach zum Sammelplatz gebracht wurde, "habe ich am ganzen Körper gezittert". Andere Demonstranten hätten ihn dann versorgt.

Ein weiterer Beamter habe ihn gefragt, ob er einen Krankenwagen brauche, und gemeint dass das, was sein Kollege gemacht habe, "überhaupt nicht in Ordnung" gewesen sei. Der Rettungsdienst wurde gerufen. Die Sanitäter hätten ihm dann beschieden, dass sie ihn ins Krankenhaus mitnehmen müssten und die Polizei habe ihm mitgeteilt, dass ihn ein Beamter begleiten werde, weshalb er die Überstellung ins Spital ablehnte. "Wenn ein Polizist beschuldigt wird, jemanden verletzt zu haben, wird sofort Gegenanzeige erstattet", sagte der 35-Jährige. Deshalb habe er die Aussage verweigert.

Bruch diagnostiziert

Daraufhin sei eine Verletzung durch unbekannt dokumentiert worden. Der bereits bekannte Beamte habe seine verletzte Hand noch fotografiert. Auch hätte er ihn zuvor "suggestiv gefragt, ob ich verletzt bin, weil das kann ja nicht bei der Festnahme passiert sein, ich sei ja noch selbst gelaufen", erinnerte sich der 35-Jährige. Er sei dann ins Polizeianhaltezentrum gebracht und erst in der Nacht entlassen worden. Zurück in Oberösterreich habe er zunächst geschlafen und sich erst am Sonntag ins Krankenhaus begeben. Dort wurde der Bruch diagnostiziert, drei Wochen muss der Mann einen Gips tragen.

Der 35-Jährige ließ im Gespräch mit der APA zunächst noch offen, ob er den Polizisten anzeigen wird. Zunächst möchte er sich juristisch beraten lassen.

Die Polizei hatte von dem Fall noch keine Kenntnisse. Falls sie Informationen erhalten sollte, werden die Vorwürfe jedenfalls in die Ermittlungen des Referats für besondere Ermittlungen einfließen, hieß es seitens der Wiener Polizei.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Prozess

Zwei Polizisten nach Gewalt bei Wiener Klima-Demo vor Gericht

Vor zwei Jahren sorgte ein Video für Aufsehen, nun stehen zwei Polizisten vor Gericht. Einer bestätigte die Fauststöße gegen einen Demonstranten, der andere widersprach der Anklage.
WIEN: DEMONSTRATION B�NDNIS ´SYSTEM CHANGE, NOT CLIMATE CHANGE!´ ´HALT DER POLIZEIGEWALT!´
Schläge für Aktivisten

Polizeigewalt bei Klimademo: Gegen acht Polizisten wird ermittelt

Folgen hatten die Vorfälle im Mai für die Polizisten bisher keine, alle sind wieder im Dienst - und das, obwohl viele der Handlungen gegen die Demonstranten rechtswidrig waren.
Symbolbild einer friedlichen Klimademo Monate später im Wiener Museumsquartier.
Schläge für Demonstranten

Noch ein Fall von Polizeigewalt bei Klima-Demo war rechtswidrig

Das Landesverwaltungsgericht hält die von der Polizei ausgeteilten Schläge bei der Klima-Protestaktion am 31. Mai nicht für angemessen. Auch die Vorfall-Dokumentation sei mangelhaft.
Polizei-Einsatz wegen einer Straßenblockade von Umweltaktivisten bei der Wiener Urania am 31. Mai 2019.
Analyse

Wenn die Polizei rechtswidrig handelt

Im Zuge einer Klimademo blockierten Aktivisten am 31. Mai in Wien den Ring. Die Polizei schritt ein. Und das war in bestimmten Fällen rechtswidrig – sagt das Verwaltungsgericht.
Polizeigewalt

Kopf unter Polizeibus: Polizei handelte bei Klimademo rechtswidrig

Dem Wiener Landesverwaltungsgericht zufolge hat die Polizei bei einer Klima-Demo falsch gehandelt hat, denn: Der Beschwerdeführer setzte kein Verhalten, das eine Festnahme rechtfertigte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.