Es war nur ein Studentenjob. Der Jusstudent programmierte für eine Kanzlei ein Tool, das aus Bausteinen Verträge zusammensetzt. Jetzt ist er weg.
Am Anfang war es spannend. Da saß er in seinem Kammerl, sortierte 1000 Verträge, 1000 Gesetze und 1000 Varianten und programmierte ein Tool zur automatischen Vertragserstellung. Er konnte nicht wirklich programmieren, aber das machte nichts. Er improvisierte. Das System funktionierte zur allseitigen Zufriedenheit.
Als er fertig war, gab es regelmäßige Gesetzesanpassungen. Dann aktualisierte er das Tool. Sonst gab es nicht mehr viel zu tun.
Weil ihm langweilig wurde, kündigte er. Er wollte seinen Nachfolger, einen Konzipienten, einschulen, aber den interessierte das nicht. Also ging er.
Was wird bei der nächsten Gesetzesänderung sein? Er weiß es nicht. Keiner wird sich in seinen Programmzeilen zurechtfinden. Noch ist seine Erinnerung frisch, aber sie wird verblassen.
Wir wagen eine Prognose. Der Nachfolger, im Programmieren ebenfalls halbwissend, wird einen Blick in die Eingeweide des Tools werfen und scheitern. „Der Student ist schuld“, wird er sagen, „der hat nur Blödsinn programmiert.“ Die Aufregung wird groß sein, spätestens nach den nächsten Gesetzesänderungen. Sie wird im Ordern eines neuen – „aber diesmal wirklich professionellen!“ - Tools münden.
Wo der Führungsfehler liegt? Da dürfen Sie selbst draufkommen.
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