Die Wiener FPÖ, oder: Der Bock als Gärtner im U-Ausschuss

Die FPÖ will dubiose Vereine aufdecken. Aber keine eigenen.

Die Wiener FPÖ ist ernsthaft an Aufklärung interessiert. Die wichtigste blaue Landespartei, deren Chef bis vor Kurzem ein gewisser Heinz-Christian Strache war, beantragt die nächste Untersuchungskommission im Wiener Gemeinderat. Und dort soll dubiosen Geldflüssen, möglichen illegalen Parteispenden und politischen Unvereinbarkeiten nachgegangen werden – bei roten, grünen und türkisen Vereinen.

Es ist absurd, dass jene Partei eine gemeinderätliche U-Kommission auf die Suche nach Korruption und politischer Unvereinbarkeit schicken will, deren Ex-Parteichef in einem Video auf Ibiza über illegale Parteienfinanzierung und konkrete Möglichkeiten zur Korruption philosophiert. Das ist auch jene Wiener Partei, die genau diesen Ex-Parteichef nicht sofort ausschließt, sondern sogar überlegt, ihn zum Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl 2020 zu machen – wenn Gras über das Ibiza-Video gewachsen ist. Für die FPÖ ist das mehr als riskant. Immerhin ist den Wienern auch ihr Wasser heilig, und Strache wälzt im Ibiza-Video konkrete Pläne für eine Privatisierung der Wasserversorgung.
Mit dem Antrag wird nun der Bock zum Gärtner. Daran ändert nichts, dass es in Wiens Vereinslandschaft Missstände gibt, die behoben gehören.

E-Mails: martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild Donauinselfest.
Wien

Rechnungshofkritik an Donauinselfest: Nur „Schlampigkeit“?

Die Landesparteisekretärin der Wiener SPÖ sagt, allfällige Unregelmäßigkeiten bei Förderungen für das Donauinselfest seien abgestellt worden.
Auch die Förderung des Life Ball fällt in die Kompetenz der MA 5. Im Bild die Aufbauarbeiten 2014.
Wien

Wien vergibt Förderungen freihändig

Laut einem Rohbericht vergibt ausgerechnet die Finanzabteilung der Stadtregierung Gelder ohne schriftliche Richtlinien. Beamte führten stattdessen individuelle Gespräche.
Keine Miete für den Rathausplatz verlangt
Wien

Wien "verschenkt" Rathaus

Ein Rohbericht kritisiert: Die Stadt verlangte für die Nützung der Repräsentationsräume nur in 15 von 563 Fällen Miete.
Kommentare

Wien ist ein Paradies!

Als Partei lebt es sich gut (und ungeniert).
Das Förderwesen in Wien sei ein Skandal. Veranstaltungen von Vereinen aus dem Naheverhältnis der SPÖ, Grünen sowie der ÖVP würden eine nicht nachvollziehbare Rechnungslegung aufweisen.
Wien

"Schamlos" bis "skandalös": Harte Kritik von FPÖ und Neos

Reaktion. Die SPÖ stehe für ein Selbstbedienungssystem.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.