Immer mehr Menschen sind von Folgen des Klimawandels betroffen. Zugleich gibt es immer weniger finanzielle Unterstützung.
Wien. „Schon fast lächerlich“ bezeichnete der Chef des Roten Kreuzes in Österreich, Michael Opriesnig, den Betrag, den Österreich im Vorjahr für humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt hat: 23 Millionen Euro habe die österreichische Bundesregierung dafür vorgesehen, 20 Millionen kommen aus dem Auslandskatastrophenfonds. In Schweden seien 243 Mio. im Topf, in den Niederlande 245 Mio. Euro. Bisher wurden aber aus dem Auslandskatastrophenfond nur sieben Millionen freigegeben. Der Bedarf sei laut Opriesnig aber „enorm“.
Die heimischen Nichtregierungsorganisationen Rotes Kreuz, Care sowie Licht für die Welt forderten am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mehr Engagement der Regierung in Sachen Entwicklungspolitik. Die Kürzung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) durch die türkis-blaue Regierung kritisierten sie erneut scharf. Die Gelder sind von 0,30 Prozent des Bruttonationaleinkommens auf 0,26 gekürzt worden. Ihr Wunsch ist die Erhöhung der öffentlichen Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent. Ihre Hoffnung setzen sie dabei auf die Übergangsregierung: Sie appellierten an Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, die Weichen für eine Erhöhung der EZA-Gelder unter der nächsten Regierung zu stellen. Und vor allem die wahlwerbenden Parteien seien nun gefragt: Sie sollten die finanzielle Unterstützung für humanitäre Hilfe in ihre Wahlprogramme schreiben.
Katastrophenhilfe teurer als Vorsorge
Weltweit sind immer mehr Menschen von den Folgen des Klimawandels betroffen, im Vorjahr waren es weltweit rund zwei Milliarden. Doch Hilfsmaßnahmen nach Katastrophen kosten vier bis acht Mal so viel wie die Vorsorge, so Opriesnig vom Roten Kreuz.
Alle NGO-Vertreter zeigten sich einig: Es gebe Strategien und Ideen, allerdings fehle es an einer Koordinierung etwa bei der Umsetzung der „Agenda 2030“, einem Masterplan für eine gerechtere Welt, an dessen Ausarbeitung auch Österreich beteiligt gewesen ist. Sie fordern, bestehende Instrumente auch entsprechend einzusetzen. (zoe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2019)