Konea Ra: Innehalten mit Elektro-Pop

Stephanie Zamagna und Matthias Cermak am Mischpult.
Stephanie Zamagna und Matthias Cermak am Mischpult.(c) Mirjam Reither
  • Drucken

Das Duo Konea Ra ist mit gleich zwei Alben zurück. Ein Gespräch über Mexiko, den Charme von Vinyl und darüber, wie es ist, sich im Radio zu hören.

In einem kleinen Tonstudio im siebenten Bezirk sitzen Stephanie Zamagna und Matthias Cermak auf dem schattigen Balkon. Unzählige Stunden habe das Elektropop-Duo Konea Ra hier verbracht, bis das Album „A-Side“ im Februar und kurz darauf im Juni konsequenterweise „B-Side“ erschien. Ein erstes Lebenszeichen, nach vier Jahren. Eine Auszeit von der Musik sei es aber keine gewesen. „Wir haben hohe Ansprüche an uns gestellt, viel ausprobiert und sehr viel wieder verworfen“, sagt Cermak.

Außerdem: Beide wurden in dieser Zeit Eltern. „Da verschieben sich die Prioritäten.“ Sie seien an den Punkt gekommen, an dem man sich dazu entschloss, den Druck herauszunehmen und sich bewusst Zeit zu nehmen. Auch, um zu experimentieren. Etwa, indem man die klassische Rollenverteilung zwischen Produzent und Sängerin aufbrach. „Ich finde, das hört man auch. Ich mag die ersten beiden Alben, aber das dritte ist einfach richtig rund“, sagt Cermak.

Vinyl statt Shuffle

Auch die neue Musik selbst sei eine Aufforderung zum Innehalten. „Es ist ein Album, für das man sich Zeit nehmen muss“, sagt Zamagna. „In der heutigen Zeit leben Musiker von Lied zu Lied“, ergänzt Cermak. „Aber wir sind halt einfach keine Track-Band.“ Die beiden sehen ihre Alben als Gesamtkunstwerk, das man am besten durchgängig vom ersten bis zum letzten Titel hört. Bewusst habe man deshalb beide Alben auch auf Vinyl gepresst. „Da gibt es kein Skippen oder Shufflen. Es geht darum, sich für die Musik Zeit zu nehmen.“ Trotzdem, man wollte es dem Zuhörer leichter machen: Die Band serviert ihre Musik mundgerecht auf zwei Alben zu je sechs Songs.

Angst vor dem Vergessenwerden hätten sie trotz der Pause keine gehabt. „Wir sind trotzdem überrascht von dem Echo. Es hätte ja auch sein können, dass es niemanden mehr interessiert“, sagt Cermak. „Aber erst heute früh, als ich in der Küche das Radio aufgedreht habe, ist gerade einer unserer Songs gelaufen.“ Man freue sich jedes Mal wieder. „Letztens hat mich zum Beispiel ein Freund aus Bali angerufen, weil sie dort gerade in einer Bar eines unserer Lieder spielten“, erzählt Zamagna.

Bis Bali hat es Konea Ra für ein Konzert noch nicht geschafft. Aber dafür nach Mexiko. 2012 ging die Band auf eine Tour, die auf dem Festival Cervantino in Guanajuato begann. „Eigentlich wollten sie uns für eine Show, aber irgendwie haben sie uns dann eine ganze Tour gebucht“, erzählt Cermak. Zwölf Konzerte, einmal vor Hunderten, dann vor Tausenden Leuten, spielte Konea Ra.

Jeden Tag fuhren sie in einem Bus quer durch Mexiko. „Sound-Check, Konzert, Check-in, Schlafen und gleich wieder weiter“, fasst Zamagna die zwei Wochen während der Tour zusammen. „Das war ein kurzes Reinschnuppern in den Alltag der ganz Großen. Es ist abartig, was einem da abverlangt wird“, sagt sie. Aber auch: „Mein ganzes Leben werde ich das niemals vergessen. Die Menschen dort zelebrieren die Musik.“

„Adelstitel für eine Band“

Angefangen hat alles 2011, als sich Zamagna und Cermak bei einem Konzert kennenlernten, bei dem sie nacheinander auftraten. Zamagna mit ihrer damaligen Band und Cermak mit einem eigenen Musikprojekt. „Ich habe sie gehört und gedacht: Wow, die singt echt cool. Wenn ich jemals etwas anderes mache, rufe ich sie an“, erzählt Cermak. „Das hab ich auch gemacht.“ Noch im selben Jahr veröffentlichten sie ihren ersten Song. 2015 folgte die Nominierung bei den Amadeus Awards. „Überraschend“, sagt Cermak. Ebenso der Einzug in die FM4-Charts. „Das ist schon ein Adelstitel für eine österreichische Band.“

Die neueste Single, an der die beiden gerade arbeiten, soll im Herbst erscheinen. Mehr wollen sie noch nicht erzählen, außer: „Eine Country-Scheibe wird es sicher nicht werden.“

ZU DEN PERSONEN

Konea Ra. 2011 gründeten Stephanie Zamagna und Matthias Cermak die Elektropop-Band Konea Ra. Während Zamagna in einer Disco-Funk-Band begann, war Cermak zehn Jahre lang Teil einer Rockband. „Immer nur Gitarre wurde aber langweilig“, sagt er. Gemeinsam wagte man sich an elektronische Beats. Das brachte ihnen eine Nominierung für den FM4 Award bei den Amadeus Awards 2015. Hauptberufliche Musiker sind beide keine: Cermak betreibt eine Musikagentur, Zamagna eine Videoproduktionsfirma.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Salon

Konea Ra: Kinder der Sonne

Esoterisch ist Konea Ra nicht, dafür realistisch. Mit seiner Tour will das Elektro-Pop-Duo Wiener Bilder in die Welt hinaustragen. Die erste Station ist Mexiko.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.