USA hetzen Geheimdienst auf Huawei

Das neue Huawei-Smartphone, Mate 30, muss ohne Google-Apps auskommen.
Das neue Huawei-Smartphone, Mate 30, muss ohne Google-Apps auskommen.(c) APA/AFP/WANG ZHAO (WANG ZHAO)
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Die US-Regierung fährt immer härtere Geschütze gegen den Tech-Konzern Huawei auf. Der Geheimdienst FBI soll bei den Chinesen um Informanten geworben haben.

Wien. Die Hemmungslosigkeit des US-Präsidenten, Donald Trump, hat einen Vorteil: Sie deckt bestehende Zustände auf. So kann die Welt derzeit mitverfolgen, was passiert, wenn sich die global größte Wirtschaftsmacht auf ein einzelnes Unternehmen einschießt.

Der chinesische Technologiekonzern Huawei ist zwar schon länger im Visier der US-Regierung, doch der jüngste Vorstoß zeigt, wie skrupellos die Amerikaner nun gegen die Chinesen vorgehen: Ende August soll ein Mitarbeiter der US-Niederlassung von Huawei Besuch vom US-Geheimdienst FBI bekommen haben. Die Agenten hätten den Mitarbeiter dazu aufgefordert, ihnen künftig Informationen über die Vorgänge im Unternehmen zukommen zulassen. Seit Jahresbeginn soll das mindestens drei Huawei-Mitarbeitern passiert sein. Insgesamt sind acht solcher Anwerbeversuche der US-Behörden beim zweitgrößten Handyhersteller der Welt bekannt. Dabei wurden einige US-Bürger, aber immer Angestellte der mittleren und oberen Führungsebene angesprochen. Die Anschuldigungen stammen direkt von Huawei, Beweise konnten bisher keine vorgelegt werden. Das US-Justizministerium will sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Justiz ermittelt, Politik bestraft

Das Mitwirken des FBI im Trump'schen Feldzug gegen Huawei ist nur die jüngste von zahlreichen Machtdemonstrationen der USA. Im Jänner verkündete das US-Justizministerium eine Anklage in 23 Punkten gegen den weltgrößten Netzwerkausrüster, unter anderem wegen Betriebsspionage, Diebstahls geistigen Eigentums, Behinderung der Justiz und Umgehung der US-Sanktionen gegen den Iran.

Auf Wunsch der US-Behörden war im Dezember die Finanzchefin und Tochter des Huawei-Gründers, Meng Wanzhou, in Kanada verhaftet worden. Sie soll Banken über ihre iranischen Geschäfte getäuscht und so in Gefahr gebracht haben, gegen die Sanktionen zu verstoßen. Seither steht Wanzhou unter Hausarrest und bekämpft ihre Auslieferung an die USA.

Aber wenn Trump ausholt, dann verlässt er sich nicht nur auf die langsamen Mühlen der Justiz. Im Mai rief der US-Präsident den Notstand im Technologiesektor aus und setzte Huawei und 70 seiner Schwesterunternehmen kurzerhand auf eine schwarze Liste. Diese Maßnahme schob er dann zwar auf Druck von betroffenen US-Konzernen, wie den Chipherstellern Intel und Qualcomm, noch ein Weilchen hinaus, aber ab Mitte November gilt: US-Firmen dürfen keine Geschäfte mehr mit Huawei machen. Die einzige Ausnahme: wenn eine explizite Genehmigung der US-Regierung vorliegt. Im Vorjahr kaufte Huawei um elf Mrd. Dollar Technologie aus den USA. Dass diese Geschäfte nun wegfallen, ist für Trump ein annehmbarer Kollateralschaden.

Europa, die letzte Hoffnung

Huawei spürt das drastische Vorgehen hingegen sofort. Ende Juli mussten sich die Chinesen von mehr als 600 der 850 Mitarbeiter ihrer in den USA ansässigen US-Forschungstochter Futurewei trennen. Die Verkäufe von Huawei-Smartphones könnten heuer um bis zu 60 Prozent einbrechen, auch der Umsatz wird zurückgehen.

Doch ein Punkt belastet die Chinesen derzeit stärker als alle anderen zusammen: Sie müssen auf den US-Konzern Google verzichten – konkret auf das Smartphone-Betriebssystem Android und Apps wie Google Maps, YouTube oder Google Play Store.

Das neue Huawei-Smartphone – das sich in den vergangenen Jahren zu einem ernst zu nehmenden iPhone-Konkurrenten entwickelt hat – wird am 19. September vorgestellt und muss bereits ohne die vorinstallierten Google-Apps auskommen. Vor allem in Europa ist das ein großer Wettbewerbsnachteil für Huawei.

Doch gerade auf die Unterstützung vom alten Kontinent hoffen die Chinesen. So hat der Huawei-CEO, Eric Xu, kürzlich in einem Interview verkündet, mit europäischen Unternehmen über den Aufbau eines gemeinsamen Smartphone-Betriebssystems zu sprechen. Die Details sollen bis Anfang nächsten Jahres geklärt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2019)

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