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Schlussoffensiven der Parteien: "Gauner", "Menschlichkeit" und "Schnauze voll"

Fast alle Parteien gingen am Freitag in die Schlussoffensive. ÖVP-Chef Sebastian Kurz mobilisierte mit der Warnung vor einer SPÖ-Kanzlerin.

 Werner Kogler im Sigmund-Freud-Park
Werner Kogler im Sigmund-Freud-ParkREUTERS

Die Parteien gingen am Freitag offiziell in die Schlussoffensive. Den Start machten dabei um zehn Uhr die Grünen. Spitzenkandidat Werner Kogler rief im Wiener Sigmund-Freud-Park zum „Endspurt zur Klimawahl“ auf. Die Grünen seien die Einzigen, die sich wirklich um den Umweltschutz kümmern, „sonst ist es ein bissl nackert“. Es gelte nun, die gute Stimmung für die Grünen in Stimmen umzuwandeln, so Kogler, der die Partei zurück ins Parlament bringen will. Die vergangenen zwei Jahre hätten die Grünen gefehlt, viele Gesetze und Verordnungen seien von einer "Allianz von Klimaleugnern und Unterlassungstätern" auf den Stand "hinter Zwentendorf" zurückgedreht worden, so Kogler.

Sebastian Kurz mit seinen Anhängern
Sebastian Kurz mit seinen AnhängernAPA/AFP/JOE KLAMAR

Zur Mobilisierung rief eine halbe Stunde später auch ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz vor der Bundesparteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse auf. „Verlassen wir uns nicht auf die Meinungsumfragen. Nützen wir die letzten 48 Stunden, um Menschen zu überzeugen“, sagte er und warnte neuerlich von einer Koalition gegen die ÖVP. Würden Rot-Grün-Pink gemeinsam nur ein Prozent mehr als bei der EU-Wahl erzielen, „dann heißt die nächste Bundeskanzlerin Rendi-Wagner“, erklärte Kurz vor rund 300 Sympathisanten und Funktionären. Tatsächlich landeten die drei Parteien zusammengerechnet bei der EU-Wahl im Mai bei 46,4 Prozent.

Hofer und Kickl am Victor-Adler-Markt
Hofer und Kickl am Victor-Adler-MarktREUTERS

Krankheitsbedingt schaumgebremst hat sich FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer Freitagabend durch das Wahlkampffinale gekämpft. Auf dem gut gefüllten Viktor-Adler-Markt im Wiener Bezirk Favoriten zählte er noch einmal auf, wofür seine Partei steht - oder vor eher wogegen: Klimaaktivistin Greta Thunberg, Mohammed als populärer Vorname und "Gauner, die die Bundesregierung zu Fall gebracht haben". Die FPÖ hatte zu Hochzeiten schon mehr Fans in den Wiener Arbeiterbezirk gelockt. Dennoch schaffte sie es, die Ränge gut zu füllen. Nicht zuletzt durch die bewährte Mischung aus Bier und Musik der John Otti Band. Diese bewies ihren eigenen Sinn von Ironie, indem sie den Schlager "Alles wird gut" vortrug. Hofer selbst zog zu Queens "Don't Stop Me Now" ein. Zuvor hatte aber noch der zweite erste Mann in der FPÖ die Menge aufgeheizt: Der ehemalige Innenminister Herbert Kickl machte unmissverständlich klar, dass er dieses Amt wieder für sich beansprucht, denn: "Mich nimmt niemand an die kurze Leine".

AUSTRIA-VOTE-PARLIAMENT-POLITICS
AUSTRIA-VOTE-PARLIAMENT-POLITICSAPA/AFP/ALEX HALADA

SPÖ-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner will bis zum Schluss mobilisieren. "Wir können diese schwarz-blaue Koalition beenden", sagte sie vor der Parteizentrale in der Löwelstraße. Erneut stellte die SPÖ-Chefin die Menschlichkeit und das Miteinander in den Vordergrund, denn ein "gemeinsames Wir" sei besser als "Ich, Ich, Ich". "Es wird die Menschlichkeit siegen", rief sie ihrem Publikum im zu. Mit dem hinter ihr liegenden Wahlkampf zeigte sich Rendi-Wagner zufrieden. Die Spitzenkandidatin habe "Übermenschliches geschafft", sagte auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. "Wir sind so stolz auf dich, wir danken dir."

Beate Meinl-Reisinger im Museumsquartier.
Beate Meinl-Reisinger im Museumsquartier. APA/HELMUT FOHRINGER

Die Neos haben am Freitagabend ihren Wahlkampf mit einer Veranstaltung am Wiener Platz der Menschenrechte beendet. "Ich weiß, dass das kraftvoll wird am Sonntag", zeigte sich Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger überzeugt. Ausgestattet mit pinken Fahnen und Luftballons waren die Kandidaten und Funktionäre, die zuvor an der Klimademo teilgenommen hatten, auf den Platz beim Museumsquartier eingezogen. Mit einer pinken Hüpfburg in Einhornform, einer Band und Getränken wurde für Partystimmung gesorgt. "Wenn ihr die Schnauze voll habt von intransparenter Politik, dann wählt ihr Neos", so Meinl-Reisinger.

Die Liste JETZT begeht ihr offizielles Wahlkampfende erst am Samstag, nämlich um 13.00 Uhr im Rahmen einer Diskussion mit Richard Lugner in der Lugner City. Noch später dran ist nur die Bierpartei, die ihre "spektakulären Wahlkampf-Events" am Wahlsonntag um 14.30 Uhr beschließt.

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