US-Büroraumanbieter

WeWork: Börsenpläne zurück an den Start

(c) REUTERS (KATE MUNSCH)
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Das US-Start-up muss sich auf Druck der Investoren, darunter die japanische Softbank, neu aufstellen.

New York. Im Jänner war die Welt noch heil für den US-Büroraumanbieter WeWork. Damals wurde das 2010 gegründete Unternehmen mit 47 Mrd. Dollar bewertet und zählte zu den wertvollsten Start-ups der Welt. Dann bröckelte die Euphorie ab und zuletzt, knapp vor dem geplanten Börsengang, war nur mehr von zehn bis zwölf Mrd. Euro Firmenwert die Rede.

Jetzt ist es offiziell: WeWork hat am Montagabend ganz offiziell das heuer anvisierte Initial Public Offering (IPO) auf unbestimmte Zeit verschoben. Die neuen Chefs, Artie Minson und Sebastian Gunningham, erklärten, der Gang aufs Parkett werde auf Eis gelegt, damit sich das Unternehmen wieder „auf das Kerngeschäft“ konzentrieren könne.

Das dürfte in der Tat auch notwendig sein. Denn die Skepsis der Investoren, die letztlich zum Platzen der Börsenpläne geführt hatte, kam nicht von ungefähr. Einerseits ging es um die wachsenden Verluste: Dem Börsenantrag zufolge hat WeWork im ersten Halbjahr bei Umsätzen von 1,54 Mrd. Dollar einen Nettoverlust von 690 Mio. Dollar gemacht. 2018 lag der Verlust mit 1,9 Mrd. Dollar höher als der Umsatz (1,8 Mrd. Dollar).

Die tiefroten Zahlen, die das Management angesichts des rasanten Wachstums auch für die Zukunft ankündigte, weckten auch zusehends Zweifel am Geschäftsmodell. WeWork ist darauf spezialisiert, anderen Unternehmen langfristig angemietete Immobilien als Coworking-Platz zur Verfügung zu stellen. Der Ankauf neuer Immobilien kostete freilich viel Geld.

Firmengründer unter Beschuss

Nicht gerade förderlich für die Börsenpläne war die zweifelhafte Rolle von Firmen-Mitbegründer Adam Neumann. Er hatte eine enorme Machtfülle auf sich konzentriert – so etwa hatten seine Aktien das zehnfache Stimmrecht normaler Anteile. Dazu kam, dass er im Juli Anteile an WeWork im Wert von 700 Mio. Dollar veräußert hat.

Neumann ist vor einer Woche zurückgetreten, nicht zuletzt auch auf Druck des größten Anteilshabers, der japanischen Softbank. Neumann behält immerhin den Posten als Vorsitzender des Verwaltungsrats.
Laut „Financial Times“ ist Softbank nun bereit, noch mehr Geld in das Start-up zu pumpen. Die für April 2020 zugesagte Summe des Techinvestors von 1,5 Mrd. könnte um eine Mrd. Dollar aufgestockt werden. WeWork befinde sich derzeit in Gesprächen über einen Kredit in Höhe von drei bis vier Mrd. Dollar mit einem Bankenkonsortium, berichtete die Zeitung weiter.

Außerdem hat WeWork drei Tochterfirmen ins Schaufenster gestellt. Wie das Nachrichtenportal „The Information“ berichtet, stünden die Dienste für Büroreinigung, Marketing und Gruppen-Netzwerke zum Verkauf. Diese hat WeWork in den vergangenen Jahren erworben.

Ganz haben Minson und Gunningham die Börsenpläne allerdings nicht verworfen. Sie wollen die Atempause nützen, um das Unternehmen wirklich börsefit zu machen. „Wir können ein IPO nur einmal machen, und wir wollen es richtig machen“, sagten sie. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2019)

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