Analyse

Die Notenbanker und ihr Fingerspitzengefühl

Holzmann
HolzmannAPA/HANS PUNZ
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Ex-OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny und seinen Nachfolger Robert Holzmann mag nicht viel verbinden. Gemeinsamkeiten gibt es trotzdem: Das Rampenlicht scheuen sie nicht, mit Konventionen brechen sie gern.

Wien/Frankfurt/New York. Noch nicht mal zwei Wochen war Robert Holzmann im Amt, da betrat er gleich die große internationale Bühne. Am Tag nachdem die Europäische Zentralbank am 12. September in Frankfurt erneut ein gewaltiges Stimuluspaket beschlossen hatte, stellte sich der österreichische Gouverneur den Journalisten von Bloomberg News. Die Zinssenkung und das Kaufprogramm von Anleihen seien wohl ein Fehler gewesen, ließ der Neue im Rat der EZB die Finanzwelt wissen.

Es sind Aussagen wie diese, die innerhalb von Sekundenbruchteilen die Kurse der wichtigsten Währungen beeinflussen. Niemand weiß das besser als die Zentralbanker dieser Welt.

Viele warten anfangs ab

Oftmals reicht ein falsches Wort zur falschen Zeit, und der Euro gewinnt oder verliert gegenüber dem Dollar blitzschnell an Wert. Das ist auch der Grund dafür, dass neue Mitglieder des EZB-Rats, vor allem jene aus kleineren Ländern, schon einmal mehrere Monate warten, ehe sie die Geldpolitik öffentlich kommentieren. Nicht so Robert Holzmann.
Natürlich ist das sein gutes Recht, und in Wahrheit setzt der auf einem FPÖ-Ticket sitzende neue Chef der heimischen Nationalbank damit nur die Tradition seines Vorgängers fort. Der aus der SPÖ stammende Ewald Nowotny war berühmt-berüchtigt für seine spontanen Meldungen zur europäischen Geldpolitik.

Wo Nowotny unterwegs war, waren die Journalisten der großen Nachrichtenorganisationen wie Bloomberg oder Reuters nicht weit. Schließlich bewegte der Gouverneur mit seinen Kommentaren den Euro wie kaum ein anderer EZB-Gouverneur.

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