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11 Empfehlungen

Unsere Lieblingsserien des Jahres

Was muss man heuer wirklich gesehen haben? Das Finale von „Game of Thrones“ vielleicht, aber das hat es nicht in unsere Liste geschafft. Andere Serien waren besser - darunter eine Comedy mit Zeitschleife.

„Matrjoschka" (Russian Doll)

Zeitschleifen-Dramedy, bisher eine Staffel
Netflix

Nach ein paar Folgen kann man sie mitsingen, diese Tatendrang-Hymne von Harry Nilsson: „Gotta Get Up ...“ In der Netflix-Serie „Matrjoschka“ (im Original: „Russian Doll“) hört man den Song oft, er schallt aus den Boxen, als die 36-jährige Nadia bei ihrer Geburtstagsfeier aus dem Bad kommt, und das tut sie immer wieder: Ein schlimmer Drogentrip oder tatsächlich eine mysteriöse Zeitschleife, die sie gefangen hält? Natasha Lyonne, bekannt aus „Orange is the New Black“, hat gemeinsam mit Comedy-Meisterin Amy Poehler eine Serie kreiert, die das „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Motiv mit dunklen psychologischen Wahrheiten kombiniert, dabei aber wunderbar schräg, wild und witzig ist. Lyonne selbst spielt mit rotbrauner Lockenmähne die ungehemmte Nadia, die durch ein räudiges Manhattan schlurft, einen Tod nach dem anderen stirbt – und bald draufkommt, dass da draußen noch einer ist, dem dasselbe passiert. (kanu)

FLEABAG 2016 serie TV creee par Phoebe Waller Bridge saison 2 episode 2 Phoebe Waller Bridge BBC
FLEABAG 2016 serie TV creee par Phoebe Waller Bridge saison 2 episode 2 Phoebe Waller Bridge BBC(c) imago images / Prod.DB (via www.imago-images.de)

„Fleabag“

Comedy, zwei Staffeln
Amazon

Wie sexy kann ein Pfarrer sein? Sehr sexy, wie man aus der zweiten Staffel von „Fleabag“ weiß, in der Andrew Scott einen Geistlichen in/als Versuchung spielt. Aber nicht seinetwegen wird die Serie mit Preisen überschüttet, sondern wegen der Erfinderin und Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge. Ihre namenlose Hauptfigur kommentiert meist sehr britisch trocken das Geschehen in dieser Comedy-Serie mit je halbstündigen Folgen. Authentisch, boshaft und hinreißend komisch. (her)

„Chernobyl“

Thriller über die Nuklearkatastrophe, Miniserie
Sky

Wie war das damals, als alles schief gelaufen ist im Reaktor Nummer 4? Die Serie „Chernobyl“ erzählt davon, sehr detailliert, in starken Bildern, zum nervösen Knarzen des Geigerzählers. Damit, dass die Reaktorkatastrophe in der Sowjetukraine ein internationaler Serienhit wird, war kaum zu rechnen. Denn über weite Strecken sieht man vermummte oder dreckige Männer gegen eine unsichtbare Gefahr kämpfen. Dazwischen Wissenschaftler, die herauszufinden versuchen, was passiert ist – und dagegen kämpfen, dass sich die Folgen des Unfalls noch weiter ausdehnt. Das ist schwer darzustellen, die HBO-Serie hat es aber bravourös geschafft. Schauspielerisch ist „Chernobyl“ top besetzt – mit Jared Harris („The Terror“, „Mad Men“) als Atomexperte Legassow, Stellan Skarsgård („Mamma Mia!“) als stellvertretendem Premierminister und Emily Watson als Wissenschaftlerin. Eindrucksvoll und erschütternd. (rovi)

„Unbelievable“

Leider wahres Drama, Miniserie
Netflix

Zuallererst ist der Achtteiler „Unbelievable“ eine Serie über den Umgang der Polizei mit sexueller Gewalt: Ein psychisch nicht sehr stabiles Mädchen, gerade 18 Jahre alt, wird zuhause von einem maskierten Täter überfallen und vergewaltigt. So traumatisierend ist das, dass sie sich nur schemenhaft erinnert. So professionell ist die Tat, dass keine Beweise bleiben. Und die zuständigen, männlichen Polizisten stoßen schnell auf Ungereimtheiten. Zu sehen, wie die blasse Marie Adler (bravourös: Kaitlyn Dever) unter Druck gesetzt wird, wie man ihr die Unterstützung verweigert, ist beklemmend. Doch es tauchen ähnliche Fälle auf. Zwei Ermittlerinnen (großartig: Toni Collette und Merritt Wever) durchbrechen die polizeiliche Ignoranz. Die True Crime-Serie ist filmisch unglaublich gut gemacht, packend, mit perfektem Timing und sensiblem Einsatz von kurzen, eingeschobenen Erinnerungen an die Attacken. (rovi)

Wie denkt ein Serienmörder? Das fragen sich (vlnr) Gregg Smith (Joe Tuttle), Bill Tench (Holt McCallany), Holden Ford (Jonathan Groff) und Wendy Carr (Anna Torv) 
Wie denkt ein Serienmörder? Das fragen sich (vlnr) Gregg Smith (Joe Tuttle), Bill Tench (Holt McCallany), Holden Ford (Jonathan Groff) und Wendy Carr (Anna Torv) (c) Netflix

„Mindhunter“

Psychothriller, zwei Staffeln
Netflix

Wie denken Serienmörder? Das möchte Holden Ford (Jonathan Groff) herausfinden. In Staffel eins von „Mindhunter" wurden dem FBI-Spezialagenten, seinem Kollegen Bill Tench (Holt McCallany) und der Psychologieprofessorin Wendy Carr (Anna Torv) Steine in den Weg gelegt. In Staffel zwei gelten sie unter dem neuen Chef als Hoffnungsträger der Sicherheitsbehörde. Ford und Tench werden nach Atlanta, Georgia, geschickt, um dort den Mörder von afroamerikanischen Buben zu finden. Regie der Schlüsselpisoden führte David Fincher. Es braucht kein Blut, um in der Serie Gänsehaut zu erzeugen, bloß Worte, ausgesprochen mit emotionaler Kälte. (her)

„Stranger Things“

Mysteryserie, drei Staffel
Netflix

So charmant nostalgisch, so wohlig gruselig wie „Stranger Things“ ist sonst keine Serie. Auch in Staffel drei kommt die Bedrohung aus dem „Upside Down“, auch diesmal retten wieder zwei Erwachsene, vier Buben und zwei Mädchen sich, ihre Stadt und die Welt – allen voran die wunderbare Millie Bobby Brown als Eleven. Das ist nicht neu, aber doch spannend, und die Kinder entwickeln sich langsam zu richtigen Teenagern. „Stranger Things“ ist die erfolgreichste eigenproduzierte Netflix-Serie, auch weil sie unsere Sehnsucht nach einer früheren, einfacheren Welt bedient. (her)

„When They See Us“

True-Crime-Drama, vier Folgen
Netflix

Es ist so ungerecht und brutal, man kann fast nicht hinschauen: Fünf dunkelhäutige Jugendliche werden 1990 unschuldig verurteilt, eine weiße Joggerin in New York vergewaltigt zu haben. Sie bleiben zwischen sechs und 13 Jahren im Gefängnis, ehe der wahre Täter gesteht. Regisseurin Ava DuVernay verfilmte die Geschichte der „Central Park Five“ und legt dabei institutionellen Rassismus in den USA offen. „When They See Us“ ist eine starke, wichtige Miniserie, die trotz ihrer emotionalen Schwere zu den meistgesehenen Netflix-Produktionen des Jahres gehört. Schauspieler Jharrel Jerome bekam einen Emmy für seine Darstellung des ältesten der Verurteilten. (her)

„The Crown"

Royals-Drama, drei Staffeln
Netflix

Man muss kein Monarchist sein, um „The Crown” zu mögen. Peter Morgans Serie über die britischen Royals ist nämlich vor allem eine Geschichte über eine (dysfunktionale) Familie. Für Staffel drei wurde sie völlig neu besetzt, denn die Figuren werden schneller älter als die Schauspieler . Helena Bonham Carter verkörpert Prinzessin Margaret und Oscar-Preisträgerin Olivia Colman Königin Elizabeth II. Die Regentin steht wieder im Spannungsfeld zwischen eigenen Interessen und den Verpflichtungen durch „die Krone“. Aber wie heißt es bereits in Staffel eins? “The Crown must win. Must always win.” Der Stoff für Tragödien! (her)

„The Marvelous Mrs. Maisel"

Comedy mit schnellen Dialogen, drei Staffeln
Amazon

Nun wissen es ihre Eltern und auch ihr (Ex-)Mann: Die gar nicht biedere 50er-Jahre-Hausfrau Midge Maisel (Rachel Brosnahan) ist Stand-Up-Comedian. In Staffel drei geht sie mit einem Schmusesänger auf Tour. Die Autrittsorte werden größer und die Gaststars, darunter Sterling K. Brown aus „Black Panther“ und Liza Weil aus „Gilmore Girls“. Aber auch der Druck: Maisel muss liefern. Unterstützt wird sie von ihrer burschikosen Managerin Susie Myerson (Alex Borstein), die oft die besten Pointen liefert. Nur manchmal stehlen Maisels Eltern (Marin Hinkle, Tony "Monk" Shalhoub) ihr die Show. In Staffel drei der Serie von "Gilmore Girls"-Erfinderin Amy Sherman-Palladino wird noch schneller gesprochen. Wenn das überhaupt möglich ist. (her)

„Sex Education“ 

Schwarzhumorige Jugendserie, bisher eine Staffel
Netflix

In Sexfragen braucht dem 16-jährigen Otis (Asa Butterfield) niemand was zu erzählen: Seine Mama (Gillian Anderson, bekannt aus „Akte X“) ist Sexualtherapeutin und als solche ziemlich unverblümt, Otis kennt sich also aus. In der Theorie jedenfalls – er verdient sich ein kleines Zubrot, indem er seinen Mitschülern am Schulklo eine Art Underground-Sprechstunde gibt. In der Praxis ist er dafür so unbeholfen, dass er zuhause mit Handcreme befleckte Taschentuchknäuel ausstreut, um seiner Mutter ein „normales“ Masturbationsverhalten vorzugaukeln. Es sind die komischen, feinfühligen Details, die die britische Serie „Sex Education“ so auszeichnen – und das toughe Teenagermädchen Maeve (Emma Mackey), das als Trailerpark-Bewohnerin mit schwieriger Familiengeschichte existenziellere Probleme im Leben hat als Schulball-Dates oder Schulhof-Zickereien. Vor Liebeskummer ist sie trotzdem nicht gefeit. Denn das kriegt die Serie wirklich gut hin: Sie handelt vordergründig von jugendlicher Sexualität, in Wirklichkeit aber von jugendlicher Verletzlichkeit. Und ist dabei so schonungslos und schön wie kaum eine andere Teenie-Serie. (kanu)

„The Boys”

Sozialkritische Superhelden, bisher eine Staffel
Amazon

Wer betroffen einsieht, dass Superhelden das Blockbusterkino fast zur Gänze übernommen haben und sich zugleich doch gern ihren Geschichten hingibt, für den kam „The Boys“ wie gerufen: Die „Supes“ dominieren in dieser (zunächst acht Folgen langen) Serie das gesellschaftliche Leben, sie sind Influencer, Werbegesichter, Filmhelden, Identifikationsfiguren – doch nicht aus hehren Motiven. Ein korrupter Konzern managt jeden ihrer Schritte und überlegt strategisch, wen die Helden retten sollen und wen nicht. Die Helden selbst sind großteils eitle, gierige und machtverwöhnte Heuchler, sie sind übergriffig, gedopt, aufgedreht: Was macht es da schon, wenn als Kollateralschaden manchmal ein paar Unschuldige draufgehen? Es ist eine bitterböse Parodie auf Heldenverbände wie Avengers und Justice League, die hier für Amazon, basierend auf einer Comicreihe, entwickelt wurde. Wie ein Rudel unterprivilegierter Underdogs sich aufmacht, die Superhelden zu Fall zu bringen, ist ein blutiges, komisches und intelligent gemachtes Sehvergnügen. Eine zweite Staffel ist schon bestellt. (kanu)

Weitere Kandidaten, die aber erst kommen:

The Expanse": Die vierte Staffel der hervorragenden Science-Fiction-Serie  startet am 13. Dezember - auf Amazon, der diese nach dem geplanten Aus nach Staffel drei gekauft hat.

„The Witcher": Die Fantasy-Serie, basierend auf der Hexer-Romanreihe des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski, startet am 20. Dezember auf Netflix. In dem Großprojekt spielt Ex-Superman Henry Cavill die Hauptrolle. Die Vorlage wurde bereits als Videospiel umgesetzt.

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