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Gewitter dämmen die riesigen Buschfeuer ein

Regenfälle sollen Entspannung in die Lage bringen.
Regenfälle sollen Entspannung in die Lage bringen. REUTERS
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Regenfälle, die am Freitag einsetzten, sollen über das Wochenende anhalten und Entspannung in die Lage bringen. Die Australian Open in Melbourne dürften am Montag von Rauch ungestört beginnen.

Melbourne/Wien. Tennisprofi Dominic Thiem weilt seit einigen Wochen in Australien, erst zur Saisonvorbereitung an der Gold Coast in Queensland, dann für den ATP Cup in Sydney und nun in Melbourne, wo am Montag die Australian Open beginnen.

Dass das mit Spannung erwartete erste Grand-Slam-Turnier des Jahres überhaupt planmäßig stattfindet, war ob der Brandkatastrophe auf dem Kontinent bis zuletzt nicht gesichert. Noch vor Tagen war die Luft in Melbourne so schlecht, dass sie zu einem verzögerten Beginn der Qualifikation geführt hatte. Die Slowenin Dalila Jakupović hatte nach einem Hustenanfall trotz guter Siegeschancen aufgegeben. Bei einem Einladungsturnier in Melbournes Stadtteil Kooyong hatten Spieler über Atemprobleme geklagt. Die verrauchte Luft war selbst in den überdachten Arenen zu spüren. Tennisspielen auf Topniveau, wenn es ringsum brennt?

Die Organisatoren wurden dafür teilweise heftig kritisiert. Dominic Thiem aber gibt Entwarnung. „Es liegt schon ziemlicher Smog über der Stadt. Aber ich habe in Peking schon unter schwierigeren Bedingungen gespielt“, sagt der Weltranglistenfünfte zur „Presse“. Auch der lang ersehnte Regen, der am Freitag vielerorts einsetzte, habe die Lage etwas beruhigt. Vater und Betreuer Wolfgang Thiem meint: „Es ist sicher nicht optimal zum Tennisspielen. Aber gäbe es ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko, würde nicht gespielt werden. Für Otto Normalverbraucher ist es eine Panikmache. Da rennen Leute mit einer Gesichtsmaske herum und schauen anderen beim Tennisspielen zu.“

Der Tenniszirkus, der traditionell in Australien in die Saison startet, solidarisierte sich mit der Bevölkerung. Ausgerechnet Nick Kyrgios, das Enfant terrible des Tennis, versammelte die Weltelite hinter sich, die sich seither mit Spenden gegenseitig überbietet. Kyrgios' emotionaler Appell – seine Heimatstadt Canberra war besonders betroffen – machte nicht nur in der Sportwelt Eindruck. Der 24-Jährige zitierte Berichte, wonach mehr als eine Milliarde Tiere verendet seien.

Die Gewitter, die am Freitag einsetzten, haben in den am stärksten betroffenen Regionen von Queensland, Victoria und New South Wales unterdessen Linderung gebracht und Feuer vielfach gelöscht. Auch für vertrocknete Äcker, Felder und Viehweiden ist das ein Segen. Der Regen soll über das Wochenende anhalten, dürfte allerdings nicht alle Feuer löschen.

Es sind nicht die größten Brände bisher

Die Buschfeuer, ein in Australien übliches Phänomen, das im Sinn der Pflanzenwelt ist, wüten teilweise seit September. Eine lange Dürre machte ihr jetziges Ausmaß überdurchschnittlich. Aktuellen Zahlen zufolge brannte es auf über 180.000 Quadratkilometern, 29 Menschen starben, mehr als 2600 Häuser wurden zerstört, vielleicht sogar mehr als 8000. Damit liegen die Feuer flächenmäßig auf Rang sieben einer Liste seit 1851. Die größten loderten demnach 1974/75 und über den Kontinent verteilt auf fast 1,2 Millionen km2, es gab aber nur drei Tote. Die nächstkleineren umfassten 450.000 bis 290.000 km2, aber stets fast menschenleeres Land in West- und Nordaustralien.

Auch nach Toten gerechnet sind die jetzigen Brände auf Rang sieben. Die meisten – 173 – gab es 2009 im Staat Victoria. (joe/wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2020)

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