2019-nCoV

Neues Coronavirus überholt Sars-Epidemie bei Zahl der Erkrankungen

In China gibt es offenbar erste Erfolge bei der Eindämmung des neuen Coronavirus
In China gibt es offenbar erste Erfolge bei der Eindämmung des neuen Coronavirus via REUTERS
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In China gibt es erste Erfolge bei der Eindämmung des Coronavirus. Die Zahl der Toten steigt auf 132. Australische Forscher melden einen "bedeutenden Durchbruch" auf der Suche nach einem Gegenmittel.

In der Volksrepublik China liegt die offizielle Zahl der Erkrankungen an dem neuartigen Coronavirus inzwischen bei knapp 6000 und damit höher als während der Sars-Epidemie der Jahre 2002 und 2003. Die Zahl der Todesfälle stieg um weitere 26 auf 132, wie die chinesische Regierung am Mittwoch mitteilte.

Wie aus am Mittwoch in Peking veröffentlichten Zahlen hervorgeht, ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronaviurs aber erstmals zurückgegangen. Konkret wurden am Dienstag 1459 neue Fälle bestätigt, während es am Montag 1700 gewesen waren.

Nach dem Ausbruch der Krankheit in der Provinz Hubei hatten die Behörden drastische Eindämmungsmaßnahmen verhängt, von Ausreisesperren bis zum kompletten Stopp des öffentlichen Nahverkehrs. Den aktuellen Zahlen zufolge bleibt die Krankheit weiterhin stark auf die Provinz Hubei begrenzt. So wurde am Dienstag lediglich ein neuer Todesfall außerhalb der Provinz vermerkt.

Australische Forscher berichteten indes von einem "bedeutenden Durchbruch" auf der Suche nach einem Gegenmittel für das neue Virus. Im Labor des Peter Doherty Institut für Infektionen und Immunität in Melbourne gelang es, das Virus nachzuzüchten. Es sei einem infizierten Patienten entnommen worden. Nun könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden.

Knapp 6000 Erkrankungen

Mit insgesamt 5974 Erkrankten ist die Zahl der Fälle mittlerweile höher als seinerzeit bei der Sars-Epidemie. In den Jahren 2002 und 2003 waren 5327 Menschen in Festlandchina durch Sars erkrankt. Außerhalb von China wurden bisher insgesamt etwa 50 Fälle von Infektionen mit dem Virus verzeichnet, sie verteilen sich auf 15 Länder. In Deutschland gibt es bisher vier Krankheitsfälle, diese alle in Bayern. Der betroffene Autozulieferer Webasto schloss wegen des Krankheitsausbruchs seine Firmenzentrale im Landkreis Starnberg bis Sonntag. In Österreich haben sich mehrere Verdachtsfälle bisher nicht bestätigt.

Japan und die USA flogen am Mittwoch Bürger ihrer Länder aus der Millionenmetropole Wuhan in Hubei aus. In der Stadt war das Virus erstmals bei Menschen festgestellt worden. Eine aus Wuhan kommende Maschine mit rund 200 Japanern an Bord landete in der Früh am Flughafen von Tokio. Die Passagiere benutzten nicht den normalen Flugterminal für reguläre Passagiere, sondern wurden in einem Spezialbus in eine medizinische Einrichtung gebracht, hieß es. Noch am selben Abend solle eine weitere Maschine nach Wuhan starten, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf einen Regierungsbeamten.

Auch ein Flugzeug mit US-Bürgern an Bord hob am Mittwoch aus Wuhan ab, wie das Außenministerium in Washington mitteilte. Nach Angaben des Verkehrsministeriums des US-Bundesstaats Alaska, wo die Maschine einen Tankstopp einlegen sollte, sollten 240 Bürger in dem Flugzeug reisen. British Airways stellt die Buchung von direkten Flügen von London in die Volksrepublik unterdessen ein - mit sofortiger Wirkung.

Auch der australische Premierminister Scott Morrison kündigte eine Evakuierungsaktion an. Für die ausgeflogenen Landsleute werde auf der Weihnachtsinsel eine eigene Quarantäne-Zone eingerichtet, in der sich die Betroffenen zunächst 14 Tage aufhalten müssten.

EU-Bürger warten auf Aufreise

Die Europäische Union will Hunderte von EU-Bürgern aus China herausholen. Die erste Maschine soll nach Angaben der EU-Kommission am Mittwoch in der Früh in Frankreich starten und etwa 250 Franzosen nach Hause fliegen. Das zweite Flugzeug solle im Laufe der Woche folgen und mehr als 100 Europäer aus anderen EU-Ländern heimbringen.

Österreich bemühte sich indes weiter darum, zwei ausreisewilligen Bürgern das Verlassen der Region Hubei zu ermöglichen. Wegen der Ausbreitung der Krankheit erhöhte das Außenministerium die Sicherheitsstufe für China. Seit Dienstag galt für das ganze Land ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (Stufe 2 von 5), für Hubei gilt schon seit Freitag ein hohes Sicherheitsrisiko (Stufe 3).

Starbucks schließt 2000 Filialen

Die Epidemie hat indes immer größere Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben. Die US-Kaffeehauskette Starbucks schloss 2000 von insgesamt über 4000 Filialen in China und gab an, dass der Geschäftsausblick für 2020 nun ungewiss sei. Auch der stark von Produktionsstätten in China abhängige US-Konzern Apple räumte Unsicherheiten ein. Es gebe zwar Alternativen für Zulieferer in Wuhan, die Auswirkungen auf andere Landesteile seien aber "weniger klar", sagte Apple-Chef Tim Cook am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Die Unsicherheit rund um das Coronavirus sei der Grund dafür, dass bei der Umsatzprognose für das laufende Quartal eine ungewöhnlich breite Spanne von 63 bis 67 Milliarden Dollar gewählt worden sei, sagte Apple-Finanzchef Luca Maestri.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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