Nach dem CDU-Beben läuft sich Friedrich Merz in Berlin für eine mögliche Kanzlerkandidatur warm. Das Publikum grölt und johlt. Aber ein Selbstläufer wird es auch diesmal nicht. Merz muss kämpfen.
Goldener Stuck ziert die Wände. Und in jeder Ecke stehen Tischtelefone. Regelmäßig „schwofen“, also tanzen hier im Ballhaus Berlin die Liebhaber der Goldenen Zwanziger. Aber inzwischen tanzen in Deutschland ja auch die politischen Verhältnisse. Und deshalb herrscht unter dem schweren Luster an diesem Abend ein Geschiebe und Gedränge, ohne dass auch nur irgendjemand schwofen würde. Das rege Interesse gilt dem groß gewachsenen Gast, über den ein Blitzlichtgewitter niedergeht und von dem es heißt, er könnte vielleicht Angela Merkels Erbe antreten. Wobei man auf den Konjunktiv hinweisen muss. Denn sicher ist es keineswegs, dass Friedrich Merz CDU-Chef und Kanzlerkandidat wird.
Die Veranstaltung des Mittelstandsfoums läuft schon länger, da streut Merz beiläufig ein, dass er „natürlich“ auch die Umfragen kenne. Niemand hatte danach gefragt. Aber der Hinweis ist ihm wichtig. Denn diese Umfragen sind seine schärfste Waffe im Kampf um Merkels Erbe. 40 Prozent der Deutschen und 69 Prozent der Unions-Anhänger hielten Merz für einen guten Kanzlerkandidaten – Platz eins. Und so etwas macht Eindruck in der CDU, die Politologen gern und augenzwinkernd „Kanzlerwahlverein“ nennen.