Sexuelles Fehlverhalten

Untersuchung bestätigt Vorwürfe gegen Plácido Domingo

Opera singer Domingo performs during the opening ceremony of the Opera Ball in Vienna
Opera singer Domingo performs during the opening ceremony of the Opera Ball in ViennaREUTERS
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Eine Untersuchung der US-Gewerkschaft der Musikkünstler ergab „ein klares Muster von sexuellem Fehlverhalten und Machtmissbrauch“. Der Opernstar selbst erkennt indessen „die volle Verantwortung für meine Taten an“.

Plácido Domingo gibt ein Fehlverhalten zu: „Ich erkenne die volle Verantwortung für meine Taten an“, erklärte er am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AP, die im August von den ersten Vorwürfen gegen ihn berichtet hatte (und in Folge auch gegenüber anderen Medien). Er verstehe, dass die Frauen, die ihm sexuelle Übergriffe ab den späten 1980er-Jahren vorgeworfen haben, endlich den Mut aufgebracht hätten, sich zu melden (im Original: „felt comfortable enough to speak out“); der Schmerz, den er ihnen zugefügt hätte, tue ihm ehrlich Leid. Er hoffe auch, dass die Debatte einen Wandel nach sich ziehen werde: „Es ist mein sehnlicher Wunsch, dass das Ergebnis ein sicherer Arbeitsplatz für alle in der Opernbranche sein wird.“

Neun Frauen, acht davon anonym, warfen dem heute 79-jährigen Opernstar im August 2019 vor, sie gegen ihren Willen geküsst, angefasst oder ihnen in den Rock gegriffen zu haben. In den Wochen darauf meldeten sich weitere Frauen, die Domingo der sexuellen Belästigung beschuldigten. Mitarbeiterinnen der Oper von Los Angeles hätten eigene Strategien entwickelt, um sich gegenseitig vor Begegnungen mit Domingo alleine zu bewahren, berichtete AP. Der Sänger wies die Vorwürfe damals als inakkurat zurück. Er sei davon ausgegangen, dass sein Verhalten stets gewünscht und einvernehmlich war.

In den USA wurden einige Konzerte mit ihm abgesagt, von der New Yorker Met und als Chef der Oper Los Angeles zog sich Domingo in Folge selbst zurück. Die europäischen Opernhäuser blieben ihm indessen großteils treu. Auch die Wiener Staatsoper und die Salzburger Festspiele stützten sich zunächst auf die Unschuldsvermutung. Angesichts der neuen Entwicklungen gab die Staatsoper bisher keine Stellungnahme ab; in Salzburg will man zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach eine Entscheidung bekanntgeben. „Es war und ist den Festspielen ein Anliegen den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen“, heißt es in einem schriftlichen Statement.

In Wien soll Domingo im Juni den „Nabucco“ singen und die „Traviata“ sowie ein Galakonzert des jungen Ensembles dirigieren, in Salzburg tritt er planmäßig im August in zwei konzertanten Aufführungen von „I vespri siciliani“ auf.

Untersuchung ergab ein „klares Muster“

Mit seiner Entschuldigung griff Domingo dem Ergebnis einer Untersuchung der US-Gewerkschaft der Musikkünstler vor, das am Dienstag verkündet wurde: Demnach habe sich „Domingo in der Tat unangemessen verhalten – bei der Arbeit und außerhalb.“ Laut AP ergab die Untersuchung „ein klares Muster von sexuellem Fehlverhalten und Machtmissbrauch über mindestens zwei Jahrzehnte“, während derer Domingo an den Opernhäusern von Washington und LA hohe Managementpositionen innehatte. Eine zweite Untersuchung der Oper von LA läuft noch.

Einige Frauen hatten berichtet, dass sie berufliche Strafen fürchteten, sollten sie Domingos Avancen abwehren. Das wies Domingo auch jetzt zurück: Das sei nie seine Intention gewesen. „Niemandem sollte je dieses Gefühl vermittelt werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2020)

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"Ich erkenne die volle Verantwortung für meine Taten an“, erklärte der spanische Opernstar. Etwa 20 Frauen werfen ihm vor, sie unter anderem begrapscht zu haben.

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