Gespräch

Fridays for Future als Familiensache: „Ich will meine Enkelin unterstützen“

Die Studentin Julia Schinko gemeinsam mit ihrem Großvater, Peter Schinko. Und Kater Fridolin.
Die Studentin Julia Schinko gemeinsam mit ihrem Großvater, Peter Schinko. Und Kater Fridolin.Clemens Fabry/Die Presse
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Julia Schinko und ihr Großvater sind Stammgäste bei den wöchentlichen Streiks. Ein Besuch.

Die bauchigen Kaffeetassen ohne Henkel stehen im Wohnzimmer von Peter Schinko auf bunten Stoffservietten, die Enkelin Julia selbst genäht hat. Beide sitzen am langen Esstisch, die milden Temperaturen erlauben es, dass die Balkontür offen bleibt. „Jetzt gibt es seit Neuestem“, sagt Peter Schinko und legt sogleich ein „Gott sei Dank“ nach, „Glasflaschen für Milch.“ Nur: Gesehen habe er sie noch nicht. Julia Schinko weiß da schon mehr. Sie sagt, sie habe welche in ein, zwei Supermärkten entdeckt, „aber es sind leider keine Pfandflaschen. Das ist ökologisch gesehen schon wieder schwierig.“ Ja, Einweg sei „verrückt“, pflichtet der Großvater bei. Vielleicht könnte man eigene Flaschen irgendwo auffüllen? Ein Rechercheauftrag geht an die Enkelin.

Mit diesen Themen sitzen die Schinkos in verschiedenen Familienkonstellationen oft beisammen. Seit sich Julia Schinko, 20 Jahre alt und Studentin der Umweltpädagogik, bei Fridays for Future engagiert, haben Umwelt- und Klimathemen Einzug an diesem Esstisch gehalten. Sie habe mit 14 Jahren begonnen, sich mit Umweltpolitik zu beschäftigen, erzählt die Studentin. „Der Schlüssel zu unserem Familienerfolg ist, dass ich niemals gesagt habe: ,Das müsst ihr machen.‘ Es war ein Miteinander.“ So begann sie, Küchentücher und Stoffservietten zu nähen, gemeinsam dachten sie über Müll- und Plastikvermeidung nach.

Autobahnen und Verpackungen. Als vor einem Jahr Aktivisten mit dem globalen Klimastreik begannen, war auch Julia Schinko gleich zur Stelle. Die Demos, erzählt sie, seien Woche für Woche größer geworden – und sie selbst habe, mit wenigen Ausnahmen, jede Woche gestreikt. Mit dabei: der Opa. Peter Schinko, 80 Jahre, „stolzer Pensionist“, wollte zunächst einmal sehen, was da los ist am Wiener Heldenplatz während der wöchentlichen Kundgebungen. „Ich will meine Enkelin unterstützen“, sagt er. „Die jungen Leute, die Schülerinnen und Schüler dort – ich habe jedes Mal nette Erlebnisse.“ Peter Schinko beschäftige sich immer mehr mit Themen wie Verpackung und Papier, wie Geschwindigkeitserhöhungen auf Autobahnen und ihre Auswirkungen auf die Umwelt, er sagt Sätze wie: „Es gibt wunderschöne Küberl, da kann man jetzt die Dosen hineinschmeißen.“

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