Während der Premier auf der Intensivstation liegt, führt Außenminister Raab die Geschäfte. Doch die Frage, wer den Regierungschef vertritt, ist kompliziert.
Die schwere Erkrankung von Boris Johnson bringt die britische Regierung von allen Seiten unter massiven Druck. Befürchtungen über den Zustand des Premiers versuchte man am Dienstag mit ermutigenden Nachrichten entgegenzutreten: Johnson befinde sich in „stabilem Zustand“, habe „keine Lungenentzündung“ und musste nicht an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Von einer Entlassung des Premiers aus der Intensivstation konnte freilich keine Rede sein.
Um so rascher bemühte sich sein Stellvertreter, Außenminister Dominic Raab, den Eindruck politischer Stabilität zu vermitteln. „Die Regierungsgeschäfte gehen weiter“, sagte er der BBC unmittelbar nach Bekanntwerden der Überstellung Johnsons auf die Intensivstation. Der Schock war ihm deutlich anzusehen, und dieselbe Reaktion zeigte das ganze Land: Alle Seiten wünschten Johnson eine baldige Genesung.
Der Premier war am 27. März positiv auf das Coronavirus getestet worden und hatte sich in Selbstisolation begeben. Von seinem Amtssitz in der Downing Street führte er trotz Fiebers und Hustens die Regierungsgeschäfte weiter. Nachdem sich sein Zustand offenbar deutlich verschlechtert hatte, wurde er Sonntagabend ins St. Thomas Hospital in London eingeliefert und dort am Montagabend auf die Intensivstation verlegt.