Österreichs Regierung wirbt um die Rückkehr deutscher Touristen. Doch die Regierung in Berlin blockt bisher ab.
Wien/Berlin. Ein kleines Corona-Schengen für Urlauber aus Staaten mit niedrigen Infektionszahlen: Das ist der Plan, den Österreichs Regierung in diesen Tagen verbreitet. Doch die Gedankenspiele zur Rettung des hiesigen Tourismus stoßen in Deutschland auf wenig Gegenliebe. Im Großen und Ganzen ringt das Krisenmanagement des kleinen Nachbarlands zwar auch dem Verein der Sebastian-Kurz-Skeptiker in Berlin Respekt ab. Aber beim Stichwort Sommerurlaub bremsen die Deutschen, und das auch wegen der Virusdrehscheibe Ischgl, wie „Presse“-Recherchen ergaben.
Es steht viel auf dem Spiel für Österreichs Tourismuswirtschaft. Ganz ohne Gäste aus Deutschland können die Hoteliers die Saison schon jetzt abschreiben. Deshalb wirbt die Regierungsspitze schon seit Tagen beim großen Nachbarn für eine Öffnung der Grenzen im Sommerurlaub. Kanzler Kurz ventiliert seine Pläne im Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel oder Duzfreund Jens Spahn, dem Gesundheitsminister. Auch Außenminister Alexander Schallenberg schnitt das Thema zuletzt bei seinem deutschen Amtskollegen, Heiko Maas, an. Doch erfolgversprechend verliefen die Gespräche bisher nur an einer anderen Front, wo es um den kleinen Grenzverkehr im Walsertal geht.
400 deutsche Saisonniers heimgeholt
Ansonsten steht Heiko Maas auf der Bremse. Dem deutschen Auswärtigen Amt steckt noch die Rückholung Zehntausender Urlauber aus allen Ecken der Welt in den Knochen. „Wir können und wollen im Sommer so eine Aktion nicht noch einmal wiederholen“, erklärte Maas am Freitag. Auch in Österreich mussten deutsche Konsulatsmitarbeiter mühsam mehr als 400 Saisonniers aus der verlängerten Quarantäne in Sölden, Ischgl, Galtür und anderen Urlaubsorten holen. Dafür waren Sondergenehmigungen des österreichischen Außenamts und des Gesundheitsministeriums nötig – und sogar Polizeieskorten bis zum Grenzübergang. Das ist keine drei Wochen her. Und jetzt spricht Österreich schon wieder über einen Sommer wie damals. Das geht der deutschen Regierung zu schnell.