Hinter der Maske verschwindet das Lächeln im öffentlichen Raum; wie kam es dorthin? Über verpöntes Zähnezeigen, Monroes Mund, kulturelle Missverständnisse – und was uns jetzt Niquab tragende Frauen zeigen können.
Eine Zeitlang hätte man meinen können, dass das Coronavirus eine wundersame Vermehrung des Lächelns mit sich bringt. Fremde lächelten einander im Ausweichen auf der Straße zu, wie um das kränkend Wirkende dieser Geste abzufedern. Mit Lächeln und Blickkontakt betonte man die Schicksalsgenossenschaft im Angesicht der Seuche.
Nun aber, wo die Masken immer mehr werden, scheint das Gegenteil der Fall, hinter der Maske verschwindet das Lächeln aus dem öffentlichen Raum. Und während es in der digitalen Kommunikation durch Emoticons kompensiert wurde, haben Masken noch keine Technik eingebaut, die nach Belieben Gesichtsausdrücke herbeizaubern könnte. Natürlich kann man ein Lächeln aufnähen, aufmalen – aber man braucht nur an Batmans Gegenspieler Joker zu denken, um zu wissen, dass ein statisches Lächeln zwar auf einem Ding freundlich wirken kann, nicht aber auf einem Lebewesen; dass das „gefrorene Lächeln“ eher Schaudern weckt. Zum Wesen des „echten“ Lächelns gehört eben die Unmittelbarkeit.
Lächeln hat mit Dummheit zu tun?
Oder zumindest der Anschein davon. Denn auch wenn wir dazu neigen, das Lächeln als spontane Reaktion auf die Umwelt bzw. Signal an sie zu sehen, ist das Lächeln im öffentlichen Raum kulturell geprägt. Sein Verschwinden wirkt sich in Österreich anders aus als etwa in den USA, Russland, China, Japan oder Saudiarabien.