Das neue Verkehrskonzept für den ersten Bezirk soll - mit vielen Ausnahmen - noch vor der Wien-Wahl umgesetzt werden.
Die Wiener Innenstadt soll - weitgehend - autofrei werden. Vor einigen Tagen verkündeten Vizebürgermeisterin Birgit Hebein und der City-Bezirksvorsteher Markus Figl ihren Plan. Nach ihrer Einigung am Dienstagabend folgte am Mittwochvormittag dann die Präsentation der Details. Die wohl größte Überraschung: Das Konzept soll noch vor der Wien-Wahl im Herbst umgesetzt werden.
„Es ist ein guter Tag“, öffnete Vizebürgermeisterin die Präsentation. Vor 50 Jahren wurde der Wiener Graben zur ersten Fußgängerzone Wiens ernannt. Nun könne sie verkünden, dass der erste Bezirk endlich autofrei werde. Die Zeit, an dem „jeden Tag 50.000 Autos in die Innenstadt“ aus- und einfahren, „ist vorbei“. Denn sowohl Menschen als auch die Gebäude würden unter den Abgasen leiden.
Sowohl der stehende als auch der fließende Verkehr soll eingeschränkt werden, oder anders gesagt: Parkplätze werden gestrichen. Wie viele, ist noch nicht klar. Jedenfalls sollen nur noch Anrainer, Menschen mit Behinderung und Fahrzeuge für Ladetätigkeiten parken dürfen.
Es solle sich jedoch „niemand, der auf ein Auto angewiesen ist, Sorgen machen“, so Hebein. Angeführt wurden allerdings eine Reihe an Ausnahmen, für die eine Einfahrt in die Innenstadt weiterhin möglich ist:
- Anrainer mit einem Parkpickerl für den ersten Bezirk
- Besitzer eines Garagenstellplatzes
- Direkte Zufahrt zu öffentlicher oder privater Garage
- Unternehmen im 1. Bezirk
- Unternehmen in anderen Bezirken, mit notwendiger Servicetätigkeit im ersten Bezirk
- Beschäftigte, die außerhalb der Öffi-Betriebszeiten in den ersten Bezirk müssen
- Mitarbeiter in der Pflege
- Fahrzeuge mit Behindertenausweis
- Taxis und Fahrdienstleister
- Diplomatenfahrzeuge
- Fahrzeuge für Ladetätigkeiten
- Spezial- und Sondernutzung: Rettung, Feuerwehr, Müllabfuhr, etc.
- Fahrzeuge mit Sonderbewilligung
- Besitzern von Kraftfahrrädern mit Wohnsitz im ersten Bezirk
- Linienbusverkehr
- Fahrräder
- Fiaker
Überwachen soll das Fahrverbot für alle übrigen Kraftfahrzeuge die Polizei.
Ludwig skeptisch
Noch nicht ganz überzeugt von dem Konzept zeigt sich Bürgermeister Michael Ludwig. Dieser will sich das Verkehrskonzept von Hebein und Figl erläutern lassen. Er werde die beiden "zeitnah" zu einem Gespräch laden, sagte er am Mittwoch. Die Ausführungen heute seien doch "sehr allgemein" gehalten gewesen, meinte er.
"Die Bandbreite ist recht groß", befand der Stadtchef. Sie reiche von autofreier Stadt hin zu einem Plan mit vielen Ausnahmen. Er hätte gerne gewusst, "wie das alles zu verstehen ist". "Es muss ein schlüssiges Konzept geben", forderte er. Aus der heutigen Pressekonferenz hätte er dies noch nicht herausgelesen. Prinzipiell sei er für verkehrsberuhigende Maßnahmen, bekräftigte der Bürgermeister, der über ein etwaiges Veto zum City-Vorhaben heute nicht spekulieren wollte.
Verwundert zeigte er sich aber auch darüber, dass nicht ein - von Figl schon länger angekündigtes - Konzept vorgelegt worden sei, sondern wichtige Fragen erst nun in einem Begutachtungsverfahren geklärt würden. Die Punkte hätte man vorher besprechen sollen, meinte Ludwig. Er sei auch gespannt, ob das Verfahren bis zur Wahl im Oktober überhaupt abgeschlossen werden könne. Jedenfalls müsse man die Auswirkungen auf die angrenzenden Bezirke zu prüfen: "Weil natürlich wird es meiner Meinung nach einen Verdrängungseffekt geben."
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(twi)