Der milliardenschwere Bilanzskandal des deutschen Zahlungsdienstleisters wirkt sich auf seine Töchteruntenehmen aus. Auch das deutsche Finanzministerium überarbeitet sein Konzept.
Im Skandal um fehlende Milliarden beim DAX-Konzern Wirecard überschlagen sich die Ereignisse und fordert die ersten Opfer in Österreich.
Die Wirecard Central Eastern Europe GmbH - eine Tochter des deutschen Zahlungsdienstleisters - mit Niederlassungen in Graz und auch in Wien musste am Freitag beim Handelsgericht Graz Insolvenz anmelden. Die Firma hatte ihre Grazer Niederlassung im Neubauviertel Graz-Reininghaus erst vor kurzem bezogen.
Untreueverdacht gegen Markus Braun
Die Mutter hatte Insolvenz angemeldet und im Juni eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro auf asiatischen Treuhandkonten verbuchte Firmengelder sehr wahrscheinlich nicht existieren.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) nun auch wegen Untreueverdachts gegen den Ex-Vorstandschef, den Wiener Markus Braun, und weitere Manager. Dabei geht es um den Vorwurf, dass dreistellige Millionensummen von Wirecard-Konten an Firmen in Asien und auf Mauritius flossen.
Manipulationen starteten schon 2014
Außerdem gehen die Ermittler laut dem „SZ“-Bericht davon aus, dass die mutmaßlichen Manipulationen bei Wirecard spätestens 2014 begannen. Die Zeitung stützt sich dabei auf „Erkenntnisse von Ermittlern“ und „Ermittlungsunterlagen“. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie könne den Bericht nicht bestätigen. „Wir ermitteln weiterhin gegen Herrn Braun und mögliche Mittäter wegen aller in Betracht kommenden Straftaten“.
Eine Schlüsselfigur ist neben Braun der früher im Wirecard-Vorstand für das Tagesgeschäft zuständige Manager Marsalek, ebenfalls ein Österreicher. Seine Spur verlor sich vor gut zehn Tagen auf den Philippinen. Öffentlich gemacht hat die Staatsanwaltschaft, dass gegen Braun, Marsalek und andere wegen Verdachts unrichtiger Angaben und Marktmanipulation ermittelt wird.
In Reaktion auf den milliardenschweren Bilanzskandal arbeitet das deutsche Finanzministerium eigenen Angaben zufolge mit Hochdruck an einem Konzept zur Überarbeitung der Finanzaufsicht. Diese soll in den kommenden Tagen präsentiert werden.
Unterdessen erwägt die Deutsche Bank, Teile des Zahlungsanbieters Wirecard zu kaufen. „Wir sind eine der größten Banken im Zahlungsverkehr weltweit. Das ist eine unserer Stärken, ein echtes Kerngeschäftsfeld“, sagte Deutsche-Bank-Vorstand Fabrizio Campelli dem Handelsblatt in einem am Freitag veröffentlichten Interview. „Wenn sich hier also Gelegenheiten ergeben, uns zu verstärken, werden wir uns diese ansehen.“ Am Donnerstag hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, dass sie mögliche Hilfen für die Wirecard Bank prüft.