Für die beiden Designer Nada Nasrallah und Christian Horner ist die Krise auch eine Chance, neue Dinge auszuprobieren und grundsätzlich zu hinterfragen.
Nada Nasrallah und Christian Horner bieten mit ihrem Label Soda nicht nur Möbel- und Interiordesign, sondern auch Home Accessoires an.
Wie ist die derzeitige Situation für Sie als Designer in dieser Zeit, in der es zwar keinen Lockdown mehr gibt, Corona aber noch immer allgegenwärtig ist?
Wir sehen die Situation als eine Möglichkeit, ein paar Dinge grundsätzlich zu hinterfragen und neue Ansätze auszuprobieren. Arbeitsroutinen geben zwar Sicherheit, aber es ist gut sie auf die Probe zu stellen.
Wie gehen Sie in Ihrem täglichen Leben und im Berufsalltag damit um? Wie wirkt sich die Situation darauf aus wie und mit wem sie arbeiten?
Wie bei anderen in der Kreativbranche hat auch in unserem beruflichen Alltag die digitale Kommunikation in den letzten Jahren stetig zugenommen. Viele Projekte - vor allem mit unseren ausländischen Partnern - liefen bereits fast rein digital. Wir haben schon bisher aufwendige Reisen nur noch dann wahrgenommen, wenn sie unbedingt notwendig erschienen. Das wird sich nun noch weiter verstärken.
Wir denken, dass uns dabei unsere Partner weiter erhalten bleiben. Einer der wichtigsten Faktoren derzeit ist der Ausfall der großen Messen. Diese haben die Branche quasi getaktet, und diese Struktur fehlt gerade.
Mit welchen mittelbaren Effekten auf die Ausgestaltung von Dingen und Räumen durch Corona ist Ihrer Meinung nach zu rechnen?
Wir denken hier muss man ganz klar den Privat- und den Objektbereich unterscheiden. Im Privaten wirken die persönlichen Erfahrungen der letzten Monate. Die Menschen sind sensibilisiert für die kleinen und größeren Defizite in ihrem privaten Wohnbereich.
Das Sofa erscheint nun vielleicht zu klein oder zu unbequem, die Küche zu wenig funktional, und das Arbeiten am Küchentisch nach einem Monat doch nicht so optimal. Aber auch ästhetische Aspekte gewinnen an Bedeutung. Generell macht uns diese Erfahrung bewusster und kritischer.
Im Objektbereich müssen derzeit Räume und Produkte wirklich neu überlegt werden. Die Branche und auch die Kreativen haben zum Teil hier wirklich schnell reagiert. Die Herausforderung ist aber, dass es hier kurzfristige, mittelfristige und langfristige Konzepte braucht.
Werden sich Ihrer Meinung nach langfristig auch die Bedingungen im Designprozess verändern? In der Produktion? Im Vertrieb? Oder schon im Entwurfsprozess?
Wir denken der Designprozess ist längst im Umbruch. Die jetzige Situation wirkt eher wie ein Verstärker für Entwicklungen, die sowieso schon im Gange waren. Man wird Reisen und physische Meetings hinterfragen, auch aus ökonomischen und ökologischen Überlegungen.
Der Onlinehandel wird gestärkt werden, Produktionsprozesse werden weiter automatisiert. Physische Situationen, Modelle etc. werden mehr und mehr virtuell ersetzt werden.
Die Frage ist, was wir mit der gewonnen Effizienz anfangen werden. Wünschenswert wäre mehr Raum für die kreative Idee. Kreative Energie ist heute nicht nur im Entwurf, sondern in allen Bereichen dringend notwendig.
Wieviel Kontaktlosigkeit verträgt der kreative Prozess überhaupt?
Innovativen Kreativprozesse bauen auf schnelle direkte Kommunikation und spartenübergreifende Kooperationen. Es wird sicher eine große Herausforderung das ausschließlich mit digitaler Kommunikation zu leisten.