Wohngeschichte

Mitten im bunten Sammelsurium

Doris Barbier
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Die Food-Stylistin Edith Bruckner wohnt seit 25 Jahren in einem schrulligen alten Haus im Weinviertel. Zum Tun gibt es dort immer etwas.

Das Haus liegt in Eggendorf im Thale bei Hollabrunn, einem kleinen Ort mit wenig Infrastruktur, wie das heute in dieser Gegend oft der Fall ist. Die beiden Gasthäuser, der Greißler und das kleine Postamt gehören schon länger der Vergangenheit an. Dafür freut sich Edith Bruckner über die nette Nachbarschaft. „Ein paar junge Leute sind erst vor kurzen in meine Nähe gezogen, was mich wirklich sehr glücklich macht!" Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1860 – das sagt zumindest eine eingravierte Jahreszahl im Stadel – und wurde gänzlich aus Lehmziegeln gebaut. Die dicken Wände isolieren deshalb auch wunderbar, sogar im heißesten Sommer bleibt es angenehm kühl im Inneren. „Wie die meisten Häuser in der Gegend hat es keinen Keller, weil das aus Grundwassergründen nicht möglich ist“, erzählt „Etschi". Deshalb wurden die Keller in den Kellergassen nicht nur zum Wein machen, sondern auch zur Lagerung von Obst und Gemüse – vor allem Kartoffeln, Karotten und Äpfel – verwendet. Auch Etschi besitzt bis heute einen solchen Keller in der Nachbarortschaft, und eine Zeitlang hat sie ihn durchaus intensiv genutzt.

Doris Barbier

Erst Pferde, jetzt Requisiten

Die reine Wohnfläche beträgt etwas mehr als 100 Quadratmeter, gleich nebenan befindet sich das Wirtschaftsgebäude, das ihr Exmann noch zur Pferdehaltung verwendet hatte. Jetzt kann die Foodstylistin hier ungestört ihre zahlreichen Requisiten und Accessoires aufbewahren. „Die sind fast das Wichtigste für gute Fotos. Außerdem laden meine Freunde hier gerne irgendwelches Zeug ab, das vermutlich bis zum Sankt Nimmerleinstag liegen bleibt." 
Die eigentliche Probe aufs Exempel fand jedoch zu Beginn stand – damals gab es nämlich noch keinen Kanal und sie musste sich jahrelang mit einer Campingtoilette herumplagen. „Aber man gewöhnt sich irgendwie an alles. Als vor mehr als zehn Jahren endlich der Kanal gebaut wurde, habe ich dann sofort das Badezimmer umgebaut. Geplant habe ich alles selber." Entsprechend lang zog sich die Umbauphase hin, in der sie sich weiter mit Campingklo und Dusche im Fitnesscenter abplagen musste.
Jetzt gibt es sogar ein Gästezimmer, sie empfängt oft und gerne Besuch, der dann auch bei ihr logiert. Die Einrichtung setzt sich aus einem Sammelsurium alter Möbel zusammen, die sie im Laufe der zahlreichen privaten und beruflichen Reisen liebevoll zusammengetragen hat. Ab und zu kommen ein paar neue Stücke hinzu. „Ich hab auch einiges an ,Ethnokram'. Und obwohl ich mir immer vornehme, nichts mehr mitzuschleppen, rutscht mir immer wieder das eine oder andere Stück, an dem ich nicht vorbeigehen kann, durch." Deshalb darf der Gesamteindruck auch ruhig etwas bunt und farbenfroh sein. Langeweile kommt in diesem Haus ohnehin selten auf: „In einem alten Haus gibt´s immer etwas zu reparieren, sei es eine Dachübersteigung oder eine kaputte Wasserleitung. Dafür fällt die Miete weg."

Doris Barbier

Tafeln im Innenhof

Trotz alledem hat es Bruckner immer noch nicht geschafft, sich einen großen Tisch anzuschaffen. Der kleine Küchentisch bietet nur Platz für sechs Personen. Im Sommer kann sie immerhin auf die große Tafel im Hof zurückgreifen, der zum Teil überdacht ist. Der charmante Innenhof, der vor neugierigen Blicken schützt, ist sowieso ihr absolutes Lieblingsplatzerl. Sie kocht sehr gerne und scheut sich auch nicht, ihre Freunde als Versuchskaninchen  für neue Rezepte zu missbrauchen. „Beschwert hat sich aber noch keiner", schwört sie.
Sie sei überhaupt „sehr lebensmittelaffin" und kenne in der Gegend viele Leute, die tolle Produkte erzeugten. „Wein natürlich, aber auch Fleisch, Käse, Gemüse – das Angebot wird zu meiner großen Freude in letzter Zeit immer größer und vielfältiger." 
Gemüse braucht Beständigkeit
In der Coronakrise wurde der Garten dann zur Wohlfühloase – als Betätigungsgebiet oder einfach nur zum Ausspannen. Nur Gemüse baut sie trotz vermehrter Anregungen aus dem Freundeskreis immer noch keines an. „Das zahlt sich für eine Person einfach nicht aus“, sagt Bruckner. Außerdem bin ich zu oft unterwegs. Und gutes Gemüse braucht Beständigkeit."

Edith Bruckner
Edith BrucknerDoris Barbier

Zur Person/Zum Ort

Edith alias Etschi Bruckner ist Foodstylistin, früher war sie auch als Ausstatterin von Werbefilmen tätig. Aktuell ist sie in der neuen Staffel von „Bauer sucht Frau international“ auf RTL zu sehen. Einfamilienhäuser in der Region Hollabrunn kosten zwischen 755 und 2043 Euro/m2, neue Eigentumswohnungen zwischen 1321 und 2589 Euro/m2.

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