Etwa 666.000 Tonnen Öl rannen seit 20. April ins Meer, sagen US-Forscher. Zuvor galt der „Ixtoc“-Zwischenfall 1979/80 auf einer der mexikanischen Bohrinseln vor Yucatan und ebenfalls im Golf von Mexiko als größte Ölpest.
WASHINGTON(ag.). Nun ist es quasi amtlich: Die Ölpest im Golf von Mexiko nach der Explosion der Förderplattform „Deepwater Horizon“ vor Louisiana ist die größte der Geschichte. Laut Studie von US-Wissenschaftlern liefen vom 20. April bis zur provisorischen Dichtung des Lecks am Meeresgrund Mitte Juli 4,9 Millionen Barrel aus, gut 666.000 Tonnen, teilte die US-Regierung mit. Maximal ein Fünftel wurde aufgefangen; es sei die bisher genaueste Schätzung mit einer Abweichung von plus/minus zehn Prozent.
Zuvor galt der „Ixtoc“-Zwischenfall 1979/80 auf einer der mexikanischen Bohrinseln vor Yucatan und ebenfalls im Golf von Mexiko als größte Ölpest: Damals flossen etwa 480.000 Tonnen Öl aus. Ähnliche, möglicherweise sogar größere Mengen flossen 1991 in den Persischen Golf, als während des Zweiten Golfkriegs irakische Truppen kuwaitische Ölanlagen und Öltanker zerstörten, um amphibische Operationen der US-Marines zu vereiteln.
Noch mehr Öl kam nur frei, als 1910/11 in Lakeview (Kalifornien) eine angebohrte Öllagerstätte nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte: 1,2 Millionen Tonnen spritzten heraus. Das geschah aber auf Land, der Schaden war gering. Zudem wird der Begriff „Ölpest“ meist mit Oberflächengewässern verbunden.
Verschluss weiter verzögert
Derweil gibt es bei den letzten Tests für die hoffentlich endgültige Versiegelung des Bohrlochs am Meeresgrund in 1600 Meter Tiefe wegen eines Defektes Verzögerungen. Ursprünglich wollte man in der Nacht auf Dienstag Schlamm und Zement ins Bohrloch pressen. Das soll nun in den nächsten Tagen stattfinden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2010)