Stiglitz: "Blutarme Erholung der USA"

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(c) EPA (Javier Lizon)
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Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz fordert "besser gestaltete" Konjunktur-Anreize, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. US-Präsident Obama sei ein großes Risiko eingegangen, bisher habe es sich aber nicht gelohnt.

Die US-Regierung benötige "besser gestaltete" Konjunkturmaßnahmen, sagt der prominente Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz. Die US-Wirtschaft sehe sich mit einer "blutarmen Erholung" konfrontiert, zitiert die Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg" den Ökonomen. Die Administration von US-Präsident Barack Obama "ist ein großes Risiko eingegangen, aber es sieht nicht so aus, als hätte es sich gelohnt", meint Stiglitz. "Die Erholung ist so schwach, dass sie nicht stark genug ist, neue Jobs für die 15 Millionen arbeitslosen Amerikaner zu schaffen".

"Benötigen zweite Runde von Konjunktur-Anreizen"

Die USA haben laut einer Bloomberg-Vorhersage von 81 Ökonomen im Juli erneut 65.000 Jobs verloren. Die Arbeitslosenrate ist demnach von 9,5 auf 9,6 Prozent gestiegen. Das Bureau of Labor Statistics (BLS) wird die genauen Zahlen am Freitag (14.30 Uhr MESZ) veröffentlichen.

Angesichts dieser Zahlen ist es für Stiglitz "absolut klar, dass wir eine zweite Runde von Konjunktur-Anreizen benötigen". Seine Forderung: "Sie müssen besser gestaltet sein. Sie müssen mehr auf Investitionen, Bildung, Infrastruktur und Technologie fokussiert sein. Wenn man diese Investitionen umsetzt, werden die Staatsschulden langfristig niedriger und das Wachstum in der Zukunft höher sein".

"Erholung mit wenig Schwung"

Die US-Firmen erhielten im Juli zwar erneut mehr Aufträge als im Vormonat, das Wachstum fiel jedoch deutlich geringer aus. In der Folge fuhren die Unternehmen die Produktion weniger stark nach oben als im Juni. Zugleich stockten sie ihre Belegschaft etwas stärker auf als noch im Juni. "Dass vor allem die produktionsnahen Komponenten noch einmal kräftig nachgaben, deutet darauf hin, dass die US-Industrie sich in den kommenden Monaten mit viel weniger Schwung erholen dürfte", sagte Postbank-Volkswirt Thilo Heidrich. Die Industrie bleibe zwar eine Stütze des Aufschwungs, deute aber auf geringeres Wachstum im Jahresverlauf hin.

Im Frühjahr war die US-Wirtschaft auf das Jahr hochgerechnet nur um 2,4 Prozent gewachsen, nach 3,7 Prozent zu Jahresanfang.

Warnung vor Deflation in den USA

Ende vergangener Woche hatte ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Notenbank Fed die USA vor einer wirtschaftlichen Stagnation gewarnt, wie sie Japan in den 1990er Jahren erlebte. "Die USA sind heute näher an einer Entwicklung auf die japanische Art, als jemals zuvor in der jüngsten Geschichte", schrieb James Bullard, der als Mitglied des Offenmarktausschuss, dem wichtigsten Gremium der US-Notenbank, mit über die Geldpolitik des Landes entscheidet, in einem Artikel.

Auch nach Einschätzung des US-Notenbankchefs Ben Bernanke muss die Wirtschaft noch einen beachtlichen Weg bis zur vollständigen Erholung zurücklegen. Die Konjunktur ziehe zwar an, beschrieb der Fed-Chef am Montag die derzeitige Situation. Allerdings lasteten die hohe Arbeitslosigkeit und der weiterhin schwache Zustand des Immobilienmarktes auf den Verbrauchern. "Viele Amerikaner plagen sich immer noch mit Arbeitslosigkeit, Zwangsvollstreckungen und verlorenen Ersparnissen."

(Red.)


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