Verbote, verpflichtende Mehrwegquoten und Abgaben sollen den Plastikmüll in Österreich bekämpfen. Der richtige Weg? Und: Was machen Sie, um Abfall zu vermeiden. Diskutieren Sie mit!
Einer Greenpeace-Studie zufolge verursacht der Plastikverbrauch in Österreich mehr Emissionen als der Flugverkehr. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) will das ändern - und zwar schnell. Schon in den nächsten Wochen soll eine Novelle zum Thema Plastikverpackungen in Begutachtung gehen. Der Handel soll einen verpflichtenden Anteil (55 Prozent bis 2030) an Mehrwegflaschen verkaufen. Zudem soll ein Pfandsystem für Einwegflaschen eingeführt werden sowie eine Abgabe von 80 Cent pro Kilogramm für Importeure und Produzenten von Plastikverpackungen.
Grund für den Vorstoß sind auch EU-Vorgaben. Denn ab dem kommenden Jahr wird die Plastiksteuer fällig, 800 Euro pro Tonne (oder eben 80 Cent pro Kilogramm) nicht rezykliertem Kunststoffverpackungsabfall. Ein wirksames Mittel? Professor Reinhold Lang sieht das in einem Gastkommentar anders. Die EU-Abgabe sei „ökologisch und fiskalisch-steuertechnisch kontraproduktiv“. Warum? Weichen Produzenten auf andere Werkstoffklassen aus, heißt das nicht, dass das Produkt automatisch umweltfreundlicher wird, so Lang. Er meint: „Wir substituieren geringere Mengen an Plastikabfällen durch größere Abfallmengen anderer Werkstoffe“. Lang fordert von Österreichs Regierung umfassendere, zukunftsträchtige Reformen.
Der Aspekt, dass Glasflaschen schwerer sind als PET und beim Transport mehr CO2 entsteht, falle oft unter den Tisch, kritisieren unterdessen Vertreter der Verpackungsbranche. Außerdem würden Verpackung aus Kunststoff Hygiene und Haltbarkeit sicherstellen.
Chemieprofessorin Dorothea Mayr aus St. Pölten schreibt in einem Leserbrief: „Es gibt so viele Kommentare von schlecht informierten Personen, dass es fast wehtut, wie dieser geniale Werkstoff schlechtgemacht wird.“ Sie kritisiert auch die sich „ständig ändernden Rahmenbedingungen, die eine Planung für die Kunststoffindustrie, auch auf der Suche nach sinnvollen Alternativen, oft sehr schwer machen."
Dass die Kunststoffe nicht Schuld sind am schlechten Ruf, den sie haben, meint auch Wissenschaftskolumnist Martin Kugler. „Schuld ist vielmehr die Wegwerfmentalität, der wir heute unterliegen.“ Das sei neu, denn bis vor einigen Jahrzehnten waren Materialien einfach zu wertvoll zum Wegschmeißen. Muss Verpackung also teurer werden? Oder sollten wir den vorhanden „Müll zu Gold machen"? Laut einem Gastkommentar von Rüdiger Fox wäre das gar nicht so schwierig: Durchdachte Technologien würden längst existieren, meint er. Was es brauche, sei ein Systemwandel. So sei es etwa essenziell, dass die „Verknappung von Rohstoffen in Geschäftsberichten abgebildet wird".
Und was ist eigentlich mit der Eigenverantwortung? Dass der Grat vom umweltbewussten Konsumieren zur Zwanghaftigkeit schmal ist, erklärt Oliver Grimm anschaulich anhand eines Joghurtbechers: In den Hausmüll? Recyceln? Oder doch auf Glas umsteigen? Die Antworten darauf sind nicht gerade einfach.
(sk)
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