Doppelfehler am Fließband, angsterfüllte Slicebälle, mentale Achterbahnfahrten: Das Grand-Slam-Finale in New York war spielerisch eines der schlechtesten und dramaturgisch eines der besten der vergangenen 20 Jahre.
Es war ein seltsames Tennisspiel, dieses Finale der US Open zwischen Dominic Thiem und Alexander Zverev. Da standen sich zwei der besten Tennisspieler der Welt gegenüber und spielten über weite Strecken kein Weltklassetennis. Ganz im Gegenteil. Dieses Match war eine Offenbarung dafür, was Tennis alles ist, nämlich in erster Linie ein wunderbar fürchterlicher Kopfsport. Hobbyspieler konnten sich vor dem TV-Gerät wohl wie nie zuvor in Grand-Slam-Finalisten hineinfühlen.
Da war auf der einen Seite Alexander Zverev, der nicht nur zu seiner eigenen Überraschung feststellen musste, dass sein Gegner in den ersten beiden Sätzen nicht einmal in Ansätzen das zeigte, was ihn sonst auszeichnet. Thiem war spielerisch über weite Strecken ein Schatten seiner selbst, und irgendwie machte es fassungslos, dass es doch derselbe Spieler war, der nur zwei Tage zuvor in einem hochklassigen Vergleich dem Russen Daniil Medwedew die Grenzen des Schaffens aufgezeigt hatte.