Integration ist eines der großen Themen im Wiener Wahlkampf, drei Parteien wollen es für sich nutzen. Was sagen Betroffene dazu?
Blümel, Nepp oder Strache? Einfach zu unterscheiden waren die Reden der Spitzenkandidaten von ÖVP, FPÖ und der Liste HC Strache in diesem Wahlkampf nicht. „Drei Parteien haben heuer ein starkes Interesse, das Thema Integration in den Vordergrund zu schieben“, sagt Politologe und Migrationsforscher Rainer Bauböck. „Die Pandemie ist zwar das Hauptthema, aber auch Integration ist deshalb erstaunlich stark präsent.“
Rund 20 Prozent der ehemaligen FPÖ-Wähler geben in Umfragen an, nicht mehr Blau wählen zu wollen. Drei Parteien kämpfen nun um diese Stimmen. Wo sie sich einig sind: In Wien gebe es zu wenig Integration. Roobina Ghazarian hat schon vier Wien-Wahlen miterlebt – bei drei davon war sie stimmberechtigt, nachdem sie österreichische Staatsbürgerin wurde. Die 52-Jährige mit armenischen Wurzeln, die im Iran geboren wurde, kam 2000 nach Wien. „Eine Freundin hat zu mir gesagt: Es zeigt, dass du integriert bist, weil du sagst ,Schau ma mal' und im Supermarkt ,Zweite Kassa bitte' rufst“, erzählt sie schmunzelnd. Anfangs sei es aber nicht leicht gewesen, vieles war fremd. Mittlerweile gebe es mehr Angebote und Verständnis als vor 20 Jahren, so Ghazarian. Anschluss fand sie selbst zuerst in der armenischen Gemeinde und der Armenisch-Apostolischen Kirche. „Wenn man ganz am Anfang in ein Land kommt, wo man niemanden kennt, dann hilft es, wenn dort etwas ist, wozu man einen Bezug hat.“