Der Mathematiker und Statistiker Erich Neuwirth sieht eine „sehr, sehr dramatische Lage“. Die Maßnahmen der Regierung hätten zwei, drei Wochen früher gelten sollen, findet er.
Der Mathematiker und Statistiker Erich Neuwirth befasst sich seit Wochen und Monaten mit der Datenlage in Österreich zum Coronavirus - seine Analysen teilt er regelmäßig auf Twitter. Die jetzige Lage sieht er als „sehr, sehr dramatisch“, wie er am Donnerstagabend in einem Interview mit der „ZiB2“ sagte. Seit Mitte, Ende Juni gebe es „einen durchgehenden Trend, dass pro Woche ungefähr derselbe Prozentsatz“ an Neuinfektionen dazugekommen ist. „Das war zuerst eine kleine Änderung, daher ist es nicht aufgefallen.“ Spätestens ab Mitte August, als die Zahlen wieder so hoch wie im März waren, hätte es man allerdings bemerkt.
Hätte man also die jetzige, dramatische Lage verhindert können? Neuwirth findet: Ja. Nämlich dann, „wenn man rechtzeitig etwas getan hätte“. „Wenn wir die Maßnahmen 14 Tage oder drei Wochen früher gesetzt hätten, wäre das wesentlich günstiger gewesen“, sagt er. Insbesondere die Herbstferien hätte man nutzen sollen. „Es ist zu spät etwas getan worden.“
Kinder laut Studien „am Infektionsgeschehen beteiligt"
Um abschätzen zu können, welche Rolle Kinder bei der Ausbreitung des Virus spielen, hat sich Neuwirth laut eigenen Aussagen drei Studien angesehen - aus Israel, Australien und den USA. „Und alle kommen im Wesentlichen zu dem Schluss, dass Kinder auf jeden Fall am Infektionsgeschehen beteiligt sind.“ Ob sie das allerdings im gleichen Ausmaß wie Erwachsene seien oder etwas niedriger, sei nicht klar. Er, Neuwirth, hätte gerne Daten aus Österreich nach Altersgruppen analysiert. Aber: „Diese Daten gibt es nicht.“
(red. )