Appell an Türkis-Grün: Lage auf Lesbos „erschütternd“.
Wien. In den Chor von Hilfsorganisationen, Oppositionsparteien und Wissenschaftlern, die an die Bundesregierung appellieren, Schutzbedürftige aus den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln aufzunehmen, hat am Freitag auch Kardinal Christoph Schönborn eingestimmt. „Das Klopfen der Herbergssuchenden sollten wir nicht überhören. Jesus war einer von ihnen“, schrieb der Kardinal zum gestrigen Internationalen Tag der Migranten in der Gratiszeitung „Heute“.
Schönborn erinnerte daran, dass Bürgermeister, Gemeinden und Pfarren ihre Bereitschaft erklärt hätten, Familien aufzunehmen. „Die Bilder, die uns täglich von den Inseln erreichen, sind erschütternd, und vor allem für die Kinder ist die Situation besonders belastend.“ Zuletzt hatte auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler nach einem Lokalaugenschein auf Lesbos die Zustände im dortigen Lager Kara Tepe als „katastrophal“ bezeichnet.
Bundesländer helfen
Anlässlich des Internationalen Tags der Migranten haben Rotes Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, das UNO-Flüchtlingshochkommissariat, das Forschernetzwerk sowie Politiker von SPÖ und Neos an die türkis-grüne Regierung appelliert, Schutzbedürftige aus Lesbos aufzunehmen. Während die Grünen offen für eine Aufnahme von Flüchtlingen wären, stellt sich die ÖVP konsequent dagegen.
Die neun österreichischen Bundesländer unterstützen die Versorgung von Geflüchteten in Griechenland mit 1,5 Millionen Euro. Das Geld geht überwiegend an Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie oder Arbeitersamariterbund. Auf dem griechischen Festland sowie auf Inseln in der Ägäis befinden sich derzeit rund 120.00 Geflüchtete, im Notlager Kara Tepe auf Lesbos sind es 7000. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2020)