Mythos 11: In Wien gibt es keine echten Plätze

Mythos Stadtpsychologie

Stadtpsychologie. Es ist falsch: Wien hat viele schöne Plätze. Man bemerkt sie nur nicht. Der Karlsplatz ist eine von Grüninseln und Straßen zerfurchte Landschaft; den Schwarzenbergplatz kennt man dank L.-A.-Verkehrskonzept nur als Standort eines Kriegerdenkmals; der Hof ist ein Krämer-Lager – und den Heldenplatz nutzen nur Hunde, Fiaker und ewige Studenten für ihre Bedürfnisse. Genau, das könnte wegen seiner dunklen Geschichte sein. Damit wären wir in der boomenden Stadt-Parapsychologie, die etwa so klingt: Weil die katholischen Wiener so obrigkeitshörig und ängstlich sein, scheuen sie weite Flächen. Oder: Weil der Staat Angst vor Zusammenrottung der Bürger hat, bietet er ihnen keine Flächen. Beides ist Unsinn: Es gibt nur schlechte Stadtplanung und Architektur. Paris oder Madrid wird Wien nie sein. Und in New York stellt sich auch kein Mensch die Frage, warum es so wenig Plätze gibt. Aber warum haben wir keinen Central Park? no

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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