Ab 1891 machten die Brüder Mendl aus einer Konkursmasse die größte Brotfabrik Europas. Die Geschichte von Ankerbrot ist eng mit jener Wiens verknüpft. Zeitweise hatte Anker fast 50 Prozent Marktanteil in der Stadt. Kriege, NS-Enteignung und Eigentümerwechsel forderten das Favoritner Unternehmen aber stark. ✒
Schwarzbrot zu backen interessierte die 300 bürgerlichen Bäcker Wiens am Ende des 19. Jahrhunderts nicht. Viel lieber versorgten sie jene, die es sich leisten konnten, mit Feingebäck. Die Wiener Bäcker, so hieß es, würden das „beste Luxusgebäck“ der Welt erzeugen. Das leistbare Schwarzbrot, nach dem die wachsende Arbeiterschaft verlangte, überließen sie lieber den Landbäckern. Die aber kamen mit dem Produzieren nicht nach: Zu schnell wuchs die Stadt, zu viele Menschen zogen zu.
Und während die Stadt Wien noch überlegte, eine kommunale Brotfabrik auf die Beine zu stellen, nutzten zwei im Backgewerbe komplett unerfahrene Brüder ihre Chance: 1891, vor 130 Jahren also, übernahmen Heinrich und Fritz Mendl den in Konkurs geschlitterten Betrieb des Favoritner Bäckers Emanuel Adler. Innerhalb weniger Jahre entstand – Adler selbst blieb als Bäcker erhalten – aus der Konkursmasse und ab 1893 am neuen, bis heute bestehenden Standort unter dem Namen „Ankerbrot“ Europas größte Brotfabrik.