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Musiksalon Nr. 47: Die Mozartwoche, online

Eine singuläre Initiative hat die Salzburger Mozartwoche gestartet: Da man nicht vor Publikum spielen darf, wandert die gesamte Veranstaltungsreihe ins Internet.

Vom 27. bis 31. Jänner werden Mozart-Konzerte gestream. Abonnenten der Plattform www.myfidelio.at sind live dabei.

Zur Vorbereitung gibt es eine „Mozartwoche“ im „Musiksalon“ der „Presse“ - mit den Höhepunkten des Programms in illustren Interpretationen. Zu entdecken gibt es ja auch für Kenner genug in diesem Programm.

Das Eröffnungskonzert des Mozarteumorchesters unter Keri-Lynn Wilson konfrontiert am 27. Jänner beispielsweise Fragmente aus dem „Figaro“ und die A-Dur-Symphonie KV 201 mit Konzertarien des ganz jungen und des reifen Mozart: Unter anderem erklingen „Va, dal furor portata“, die der Neunjährige in London auf einen Arien-Text aus Pietro Metastasios „Ezio“ komponiert hat, und die große Szene „Bella mia fiamma – Resta, o cara“ (KV 528), ein zweiteiliges Virtuosenstück für die große Sopranistin Josepha Duschek, der Mozart über die Jahre hin immer wieder, wie er das nannte „in die geläufige Gurgel komponierte“.

Szenen einer Ehe

Ein ähnliches programmatisches Rezept nutzt Thomas Hengelbrock mit seinem Balthasar Neumann Ensemble am 28. Jänner, indem er die allererste und die letzte Symphonie Mozarte (KV 16 und die „Jupitersymphonie“) unter dem Motto „Szenen einer Ehe“ mit Arien aus dem „Figaro“ und „Così fan tutte“ konfrontiert.

Im Konzert der Camarata Salzburg unter Giedrė Šlekytė am 30. Jänner stehen wiederum Vokal- und Insrumentalsoli im Mittelpunkt: Renaud Capuçon und Gérard Caussé musizieren die herrliche „Sinfonia concertante“ (KV 364) für Geige und Bratsche.

Und Regula Mühlemann singt die frühe, für den berühmten Kastraten Venanzio Rauzzini, den Cecilio der Uraufführungsproduktion von „Lucio Silla“ in Mailand komponierte Kantate „Exsultate, jubilate“ und  die Arie des Aminta , „L'amerò, sarò costante“ aus „Il re pastore“.

Sämtliche Lieder

Große, kleine und ganz kleine Vokalkompositionen sind am 29. Jänner zu hören, wenn Sylvia Schwartz, Magdalena Kožená und Mauro Peter, begleitet von Elena Bashkirova, sämtliche Lieder Mozarts zu Gehör bringen - eine rare Gelegenheit, bei der sich die vielschichtsten Hörerfahrungen machen lassen, vom volksliedartigen Lied bis zur opernhaften Szene.

Kammermusik gibt es bereits am Nachmittag des 29. Jänner mit Quatuor van Kuijk und Maximilian Kromer, die alle drei der schwungvollen Salzburger Divertimenti (KV 136 - 138) und das herb-tiefgründige Klavierquartett in g-Moll KV 478 spielen. Welches Programm die Musiker der Wiener Philharmoniker für ihre Kammermusik-Konzert am 28. Jänner gewählt haben, wird erst kurz zuvor bekannt gegeben.

Die Intimität treiben dann am 30. Jänner der Geiger Emmanuel Tjeknavorian und die Pianistin Marie Hauzel auf die Spitze, die Sätze aus Mozartschen Violinsonaten auf dessen eigenen Instrumenten musizieren: Tjeknavorian spielt  auf Mozarts „Costa“-Violine, Hauzel auf dem „Walter“-Flügel. Adele Neuhauser liest zwischendurch aus Mozart-Briefen.

Die Philharmoniker

Die Wiener Philharmoniker setzen die Tradition ihrer Konzert-Residenz im Rahmen der Mozartwoche fort. Diesmal musizieren sie das Abschlusskonzert des Festivals am 31. Jänner mit Daniel Barenboim, der die „Prager Symphonie“ dirigieren und das c-Moll-Klavierkonzert vom Flügel aus leiten wird. Zwischendrin singt in Fortsetzung der gemischen Programm dieses Jahres Cecilia Bartoli die Arie „Non temer, amato bene“, ein Ausschnitt aus der Wiener Fassung des „Idomeneo“, komponiert für den Auftritt des Idamante, eine grandiose Arie, die in den üblichen Aufführungen der Oper, die sich in der Regel an die Münchner Urfassung halten, meist nicht zu hören ist.

Barenboim und Argerich

Zwei Stunden vorher (18 Uhr) spielt Daniel Barenboim übrigens mit Martha Argerich die Sonaten für Klavier zu vier Händen und die Sonate für zwei Klaviere - auch das eine Konzert-Rarität.

Im Musiksalon gibt es zur Vorbereitung einige große „Szenen“, vokal wie instrumental, aus der reichen Mozart-Aufnahmegeschichte.

In die chromatischen Abenteuer der hochexpressiven, fast 13 Minuten dauernden Szene „Bella mia fiamma“, die im Eröffnungskonzert zu hören sein wird, hat sich die junge Gundula Janowitz einst für eines ihrer frühesten Solo-Alben gestürzt, begleitet von den Wiener Symphonikern unter Wilfried Boettcher. (DG)

Nicht minder ausdrucksstark gibt sich das erste der beiden Klavierquartette, in dessen Kopfsatz die g-Moll-Stimmung, die zunächst noch durch ein lichtes Gegenthema ein wenig aufgehellt mit, mit fortschreitender Zeit immer konsequenter beibehalten wird: Erst die folgenden beiden Sätze bringen da wirklich Entspannung. Martha Argerich hat das Werk bei ihrem Festival in Lugano mit Freunden musiziert. (Warner)

Und weil so viel Vokales und Instrumentales bei dieser Mozartwoche gemischt wird, erinnern wir uns daran, dass der Komponist sein letztes Lied, das volksliedartige „Komm Lieber Mai“ in seinem letzten Klavierkonzert (B-Dur, KV 595) auch als Thema für den launigen Finalsatz verwendet hat - und wie das bei zwei Musikern geklungen hat, die für die Geschichte der Mozartwoche bedeutsam waren: András Schiff und Sandor Végh. (Decca)

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