Italiens mächtiger Rechtspopulist und Euroskeptiker will eine Regierung des Technokraten Mario Draghi unterstützen: Dahinter steckt Kalkül.
Eines muss man der turbulenten italienischen Innenpolitik lassen: Sie ist stets für Überraschungen gut. So hat die aktuelle Regierungskrise nicht nur eine neue Wendung genommen, als vergangene Woche Ex-EZB-Chef Mario Draghi überraschend zum Premier designiert wurde. Plötzlich gibt sich auch der hitzige Euro-Skeptiker Matteo Salvini moderat und konziliant: Der Chef der rechtspopulistischen Lega will eine pro-europäische Regierung Draghi unterstützen.
„Wir sind dabei. Wir haben keine Vorurteile, uns geht es um die Zukunft unserer Kinder“, sagte der Rechtspopulist, der in der Vergangenheit immer wieder mit Euro-Austritts-Plänen und EU-Bashing punktete. Und beim Thema Migration betont Salvini, der als Innenminister Italiens Häfen für Schiffe von Flüchtlingshelfern sperren hatte lassen: „Wir sind für die Umsetzung europäischer Regeln – wobei Italien wie Frankreich und Deutschland behandelt werden muss.“
"Kopernikanische Wende"
Dass Zeitungen hämisch von „kopernikanischer (Richtungs)-Wende“ schrieben, quittierte der Lega-Chef mit den Worten: „Ich bin eine pragmatische, konkrete Person. Wenn man in den nächsten Monaten über Steuern und Bürokratie spricht und Familien, Händlern, Industriellen etwas Luft zum Atmen gibt, bin ich dabei.“