Anis al Naqquash

Die "Nummer 2" des Wiener Opec-Überfalls von 1975 verstarb an Corona

Anis al Naqquash auf einem Archivbild vom 30. April 2010 bei einer Demonstration vor der französischen Botschaft in Beirut.
Anis al Naqquash auf einem Archivbild vom 30. April 2010 bei einer Demonstration vor der französischen Botschaft in Beirut.APA/AFP/ANWAR AMRO
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Der aus dem Libanon stammende Terrorist Naqqash verstarb 69-jährig in einem Spital in Syrien. Zuletzt gab er den überzeugten Anhänger und Unterstützer von Präsident Assad auf Hisbollah-TV-Sendern.

Der aus dem Libanon stammende Terrorist Anis al Naqquash ist am Dienstag in der syrischen Hauptstadt Damaskus 69-jährig an oder mit dem Coronavirus gestorben. Das berichtet die "Kronen Zeitung" in ihrer Donnerstag-Ausgabe. 1975 war Naqqash Mitglied des sechsköpfigen Terrorkommandos unter der Leitung des venezolanischen Guerillakämpfers Carlos ("Der Schakal"), das knapp vor Weihnachten die Opec-Zentrale in Wien überfiel. Er galt dabei als "Nummer 2" von Carlos.

Am späten Vormittag des 21. Dezember 1975 überfielen Ilich Ramírez Sánchez alias „Carlos" sowie Naqquash und weitere vier Terroristen das damalige Hauptquartier der "Organisation Erdöl exportierender Länder" (Opec) an der Wiener Ringstraße. Die Bilanz: drei Tote und zahlreiche Verletzte. Die Terroristen erhielten aber nach Verhandlungen freies Geleit und durften einen Tag später mit mehreren Geiseln mit einer bereitgestellten AUA-Maschine in die algerische Hauptstadt Algier fliegen. Für Aufsehen sorgte damals, dass Innenminister Otto Rösch (SPÖ) "Carlos" am Flugfeld von Wien-Schwechat mit Handschlag "verabschiedete". Der gebürtige Venezolaner wurde 1994 gefasst und sitzt nach mehreren Prozessen in Frankreich in Haft.

Iran, Fatah, Südlibanon, Bakthiar-Attentat

Naqqash war ein sunnitischer Konvertit zum schiitischen Islam, der dem iranischen Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini nach der Etablierung der Islamischen Republik im Iran ab 1979 die Treue geschworen hatte. Bereits 1968 war er der radikalen palästinensischen Fatah-Bewegung beigetreten und hatte mehrere Missionen im Libanon, in Palästina und in Europa. Danach wurde er einer der ersten Aktivisten während des Südlibanon-Konflikts von 1978.

1982 wurde er wegen der Teilnahme an einem zwei Jahre zuvor gescheitertem Attentat auf den ehemaligen iranischen Premierminister Shahpur Bakhtiar - den letzten Regierungschef unter Schah Reza Pahlevi - zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er und seine Komplizen wurden jedoch 1990 vom damaligen Präsidenten Francois Mitterrand begnadigt.

Beerdigung in Beirut

Naqqash war ein überzeugter Anhänger des syrischen Präsidenten Bashar al Assad und unterstützte ihn auch im blutigen Bürgerkrieg in Syrien. Zumindest propagandistisch. Zuletzt leitete er eine in Beirut ansässige Denkfabrik, wo er häufig Kommentare in pro-iranischen Medien abgab, darunter im Al-Manar-Fernsehsender der libanesischen Hisbollah. Assad erklärte in einer Beileidsbotschaft an die Familie, der Verstorbene habe "sein Leben als Widerstandskämpfer gegen die Besatzung und als Verteidiger der arabischen Sache mit Körper und Geist verbracht".

Der 69-Jährige wurde der Nachrichtenagentur Reuters zufolge am Mittwoch in Beirut beigesetzt. Sein Körper war laut Medien in die libanesische und palästinensische Flagge gehüllt, zu den Trauergästen zählten "Beamte der libanesischen Hisbollah und radikale palästinensische Fraktionen".

Ein Bild von der Begräbniszeremonie in einem Beiruter Vorort.
Ein Bild von der Begräbniszeremonie in einem Beiruter Vorort.REUTERS

(APA)

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