Angst vor Knappheit

Pandemie: Briten wollen noch mehr Impfdosen aus Europa

CYPRUS-HEALTH-VIRUS-PANDEMIC-VACCINE
CYPRUS-HEALTH-VIRUS-PANDEMIC-VACCINEAPA/AFP/ETIENNE TORBEY
  • Drucken

Die Regierung in London will die Gefahr eines EU-Exportstopps abwenden und beansprucht den in den Niederlanden produzierten AstraZeneca-Impfstoff für sich.

London/Brüssel. Die Nervosität in London steigt: Nachdem die indische Regierung den Export des Impfstoffs von AstraZeneca nach Großbritannien einschränken will, um die eigene Bevölkerung schneller gegen Covid-19 zu immunisieren, und sich in Folge ein Stocken der bislang erfolgreichen britischen Impfkampagne im April abzeichnet, hat Premierminister Boris Johnson plötzlich Diskussionsbedarf mit der EU. Wie britische Medien am gestrigen Montag berichteten, will Johnson im Vorfeld des EU-Gipfels am Donnerstag mit seinen Amtskollegen sprechen, um die Gefahr eines Ausfuhrstopps abzuwenden. Auf der Agenda des britischen Regierungschefs stehen demnach Telefonate mit Berlin, Paris, Den Haag und Brüssel.

Mit rund 44 verabreichten Impfdosen pro hundert Einwohner rangiert Großbritannien global unter den Top fünf – in der EU waren es zuletzt knapp 13 Dosen. Diesen Erfolg haben die Briten zu einem nicht unbeträchtlichen Teile den Impfstofffabriken in der EU zu verdanken. Allein in den vergangenen eineinhalb Monaten wurden gut zehn Millionen Dosen Corona-Impfstoff aus der EU nach Großbritannien exportiert. In die umgekehrte Richtung ist bis dato keine Lieferung erfolgt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: Italy resumes AstraZeneca COVID-19 vaccinations, in Turin
EU-Gipfel

Keine Extradosen für Österreich

Einige Mitgliedsländer wurden zu Opfern des Lieferversagens von AstraZeneca. Ihnen soll nun geholfen werden – für Forderungen von Kurz gibt es aber kein Verständnis.
Archivbild von EU-Ratspräsident Charles Michel mit Bundeskanzler Sebastian Kurz.
EU-Gipfel

Impfungen: Kurz warnt vor einer Spaltung Europas

Kurz unterstützt von der Leyens Ziel, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen zu impfen, erklärt er im Interview mit der deutschen Zeitung „Welt“.
European Commission President Ursula von der Leyen addresses the media about the covid-19 passport at the Berlaymont, th
Impfstreit

Von der Leyen droht AstraZeneca: "Erst Vertrag einhalten, dann exportieren"

Im Interview mit der „Presse“ und anderen europäischen Zeitungen stellt die EU-Kommissionspräsidentin dem Pharmakonzern und den Briten die Rute ins Fenster. Die Kritik von Kanzler Kurz an der EU-Impfstrategie nimmt sie diplomatisch zur Kenntnis.
Ein Ausfuhrzoll könnte greifen, wenn die Versorgung mit Impfstoffen anders nicht zu gewährleisten wäre.
Gastkommentar

Gewinnabschöpfung für mehr Impfdosen in EU?

Ausfuhrzölle nach Maßgabe der Preisunterschiede in der EU und auf dem Weltmarkt könnten helfen, die Versorgung mit Impfstoff zu verbessern. „Impfstoffnationalismus“ müsste sich Europa deshalb nicht vorwerfen lassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.