Impfung

Scharfe Kritik an geplanten Impfzentren in Niederösterreich

Corona-IMpfung eines Mannes
Corona-IMpfung eines Mannesimago images/ANE Edition
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Die Ärztekammer zeigt sich in einem Offenen Brief an die niederösterreichische Landesregierung empört über den Plan, Impfzentren zu errichten, die „vorhandene Strukturen zerstören“ würden.

In Niederösterreich regt sich Kritik gegen den Plan, 20 Impfzentren zu errichten. So sagte die Ärztekammer Niederösterreich in einem Offenen Brief, dass die Organisation aus Impfordinationen und -straßen "bestens" funktioniere. Die Impfzentren würden „diese bestehenden und gut funktionierenden Strukturen" konterkarieren um zum Teil zerschlagen. Stattdessen würden neue Zentren ohne Erfahrung aufgebaut, die genauso zu wenig Impfstoff haben. Das sei „völlig unverständlich und unsinnig." Das tatsächliche Problem liege in fehlenden Vakzinen. Kritik kam auch von den Grünen.

Vonseiten des Landes wurde betont, dass die Impfzentren zusätzlich zu den Ordinationen entstehen. Der niedergelassene Bereich sei weiterhin eine "wichtige Säule". Seit Jänner wird in Ordinationen geimpft, derzeit beteiligten sich rund 500 an der Aktion. Weitere 200 "warten lediglich auf Impfstoff, der bisher allerdings in viel zu geringen Mengen vorhanden ist", teilte die Ärztekammer mit.

Zu einem Schreiben an Bürgermeister über die geplante Errichtung von 20 Impfzentren bis Mai wurde bemängelt: "Es ist doch äußerst befremdlich, wenn derartige Pläne, die die Ärzteschaft massiv betreffen, bereits an alle Bürgermeister kommuniziert werden, ohne dass diese zuvor zumindest in einer einzigen Besprechung mit der Ärztekammer erwähnt wurden." Vonseiten des Landes wurde dazu betont, dass man mit der Ärztekammer in Gesprächen stehe.

"Organisieren Sie Impfstoffe, wir kümmern uns darum"

Sowohl Impfstraßen als auch -ordinationen seien aufgrund des Mangels an Vakzinen nicht ausgelastet, hieß es weiter in dem Offenen Brief an Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP), Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, Rupert Dworak, Präsident des niederösterreichischen Gemeindevertreterverbandes, und Städtebund-Präsident Matthias Stadler. "Organisieren Sie Impfstoffe, wir Ärztinnen und Ärzte kümmern uns darum, dass diese verimpft werden."

Weiters wurde mitgeteilt, dass den niedergelassenen Medizinern der Impfstoff von Biontech/Pfizer entzogen werden solle, AstraZeneca sei aber bezüglich der Lieferung unzuverlässig, "weshalb noch weniger Impfstoff in den Ordinationen vorhanden wäre". Die Ärzteschaft habe viel Erfahrung auch mit Vakzinen, die in der Logistik herausfordernd sind. Diese "zu nützen, wäre absolut sinnvoll und effizient. Ihnen ist es aber offensichtlich lieber, dieses Wissen zu ignorieren und bestens eingespielte Teams auszuschließen".

„Schwarz-roter-Impf-Zentralismus"

Die Grüne Landessprecherin Helga Krismer sah indes "schwarz-roten Impf-Zentralismus", der lokale Strukturen zerschlage. "Dass jetzt Gemeinden ihre Impfstraßen auflassen müssen, weil sie quasi feindlich von einer noch nicht geschaffenen Struktur übernommen werden, ist riskant", sagte Krismer. Die Strategie des Landes brauche mehrere Elemente: Impfstraßen der Gemeinden, Impfzentren des Roten Kreuzes, Ordinationen und Impfeinheiten in Betrieben. "Wir kommen bald in die Phase, wo sich Großbetriebe bereits fürs Impfen rüsten. Und daher wäre es besser, wenn in den Gemeinden viel Wissen ist und nicht alles zentralistisch abläuft", erklärte die Grüne am Freitag. Das Land solle sich um die Logistik kümmern.

Laut der Impfkoordinationsstelle des Landes ist eine Änderung der Planung durch die Abstände zwischen Erst- und Zweitdosis über Monate hinweg sowie die voraussichtlich hohen Liefermengen ab Mai "unumgänglich" geworden: "Um die prognostizierten großen aber variablen Mengen auch verimpfen zu können, braucht es zusätzlich großen Impfzentren, die bis in den Spätsommer hinein einen täglichen Betrieb mit hoher Durchsatzmenge garantieren können." Alle gebuchten Termine in den Ordinationen laufen laut Notruf NÖ weiter. Ab Mitte/Ende April könne auch das Vakzin von Johnson & Johnson im niedergelassenen Bereich eingesetzt werden, was die Logistik und Handhabung für die Ärzte deutlich erleichtere.

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