Von einer deutlichen Zunahme psychischer Belastung spricht Kinder- und Jugendpsychiater Paul Plener. Um eine „verlorene Generation“ handle es sich aber keinesfalls. Was sie belastet – und wie wir sie schützen.
„Die Presse": Sie leiten die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener AKH. Anfang des Jahres haben Sie davor gewarnt, die Kapazitätsgrenze Ihrer Abteilung sei bald erreicht. Wo stehen wir heute?
Paul Plener: Wir hatten tatsächlich im Jänner und Februar einen extrem hohen Druck an Akutaufnahmen und sind auch mit einer deutlichen Überbelegung beschäftigt gewesen. Als Fach, das eine sehr geringe Ausbaustufe hat, was seine Kapazitäten betrifft, arbeiten wir eigentlich immer an einer Vollbelegung, das ist der Normalzustand bei uns. Seit Ende Februar, Anfang März, sind wir nun wieder in einem Zustand, wo wir „normal voll" belegt sind, wo wir auch in der Lage sind, die entstandenen Wartelisten abzuarbeiten.
Wie erklären Sie sich das?
Eine simple Erklärung wäre, dass die Schulen geöffnet wurden und wieder eine Struktur in das Leben von Kindern und Jugendlichen gebracht haben. Zudem ist es zu Erleichterungen in anderen Bereichen gekommen, auch was die sozialen Kontakte mit anderen Gleichaltrigen betrifft. So wurden etwa sportliche oder auch außerschulische Aktivitäten wieder ermöglicht.