Kommentar

Warum denn kein Vorrang für Philharmoniker?

CORONA-IMPFUNG: BEGINN IMPFAKTION BEZIRK SCHWAZ:
CORONA-IMPFUNG: BEGINN IMPFAKTION BEZIRK SCHWAZ:APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Wer die Rede von der Kulturnation ernst nimmt, sollte dazu stehen, dass dieses Orchester besonders schützenswert ist.

Irdische Gerechtigkeit ist immer relativ, ein Kompromiss, sie kann nie vollkommen sein. Auch das lehrt uns die Covid-Pandemie – und vor allem lehrt es uns der Streit um Vorrechte, Vordrängeln, Vorreihungen usw. bei den Impfungen. Er wird, geschürt durch Angst und Sorge, durch das edle Verlangen nach Gerechtigkeit, aber auch durch das so starke wie verständliche Gefühl des Neids, in den nächsten Wochen heftiger werden, das kann man gefahrlos prophezeien.

Eine Probe davon beschert uns jetzt der Fall der Wiener Philharmoniker, von denen zumindest ein Teil bei den Impfungen vorgereiht wurde. Mit einer einsichtigen Erklärung: Das Orchester muss spielfähig bleiben, für repräsentative Termine im Ausland, für den Betrieb in der Staatsoper – der „Dienst“ als deren Orchester ist für die Musiker der (oft geliebte, manchmal diskutierte) Haupt- und Brotberuf –, wohl auch für das Sommernachtskonzert in Schönbrunn, das seit seiner Erfindung 2004 zum Fixpunkt der populären Hochkultur – oder darf man sagen: der hohen Populärkultur? – geworden ist.

Ein Teil jedenfalls des Kulturstolzes dieser Republik, wie die Wiener Philharmoniker überhaupt. Wer die Rede von der Kulturnation Österreich nicht nur als Versatzstück für schmalzige Feiertagsreden sehen will, wird akzeptieren, dass die Einsatzfähigkeit dieses Orchesters wert ist, einige seiner Mitglieder bei Impfungen vorzureihen, aus ideellen wie aus wirtschaftlichen Gründen. Nein, da könnte nicht jeder kommen; ja, das gilt für dieses Orchester im besonderen Maß. Dafür braucht man kein Amtsschimmelwort wie „systemrelevant“.

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