Wieder einmal hat die Weltgemeinschaft in der UNO fruchtlos über Armutsbekämpfung geredet.
Ban Ki-moon, der UNO-Chef, hat den Millenniumsgipfel in New York über Entwicklungshilfe natürlich „Erfolg“ nennen müssen – das Absondern grundloser Euphemismen gehört ja zum Berufsprofil von Diplomaten.
In Wahrheit füllten die Beteuerungen all der Politiker, wie wichtig der Kampf gegen Armut sei, und wie wild man sich engagiere, eine großteils sinnfreie Veranstaltung: Klare Zusagen waren selten, und wenn Ban wieder mal ein „Programm“ zur Rettung von Frauen und Kindern verkündete, für das Staaten und Private angeblich 30 Mrd. Euro spenden, so ist's nicht mehr, als leerte man einen Kübel Wasser in den Neusiedler See; und da die Welt und ihre Bürokratien und Hilfe-Industrien so trüb sind wie dieser, wird man auch schwer sehen, wohin das Geld rinnt.
Zehn Jahre nach Erlass der „Millenniumsziele“, die bis 2015 die Halbierung der Armut vorsehen, besteht der Entwicklungsfortschritt vor allem im Produzieren von Konzepten, Strategien, X-Punkte-Programmen und ähnlich wortreichen Leergebinden, wie man sie vom Unternehmensberatersprech kennt. Der ist bekanntlich ebenfalls effektiv dabei zu helfen, dass es der Wirtschaft so besonders gut geht. Wenn der UN-Chef auf zwei Dritteln des Weges des Millenniumsprogramms nur „spürbare Fortschritte“ sieht, merkt man, dass sich nichts getan hat. Den Afrikanern etwa geht's nur auf dem Papier der Ökonomen besser als 2000. Sonst würde der Migrantenstrom nicht derart über die Ufer treten. (S. 7)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2010)