Von einem Kennenlernen auf Abwegen erzählt Michael Gerard Bauer in „Dinge, die so nicht bleiben können“. Teenager-Dialoge, meisterlich in Szene gesetzt.
Es ist Tag der Offenen Tür an ihrer Wunsch-Universität: Hier wollen Sebastian und Frida, beide 16, bald ein neues Kapitel ihres Lebens aufschlagen. Sie laufen sich zufällig über den Weg, eigentlich wartet Sebastian gerade auf ein anderes Mädchen, ein PWW (perfektes weibliches Wesen), als sich zwischen den beiden ein leicht absurdes Gespräch entwickelt. Es wird an diesem Tag, auf den sich die Handlung erstreckt, nicht mehr abbrechen: als witziger Schlagabtusch, als vorsichtiges Ausloten, als strenge Befragung, als phantastisches Fabulieren. Oft ist auch ein Dritter dabei: Tolly, Sebastians beeindruckend engagierter Freund, der sich schon mal als Uni-Mitarbeiter in der Vorlesungssaal stellt, um nebenbei einem übergriffigen Schüler die Leviten zu lesen.
Wie nahe kann man sich in kurzer Zeit kommen? Diese Frage lotet Michael Gerard Bauer, der Autor der vielfach ausgezeichneten „Nennt mich nicht Ismael"-Trilogie, in seinem neuen Jugendbuch aus. So sehr sich Sebastian und Frida gegenseitig ergründen wollen, so sehr wollen sie auch ihre Verletzlichkeit vor einander verstecken. Denn dass sie beide Versehrte sind, dass sie Schlimmes erlebt haben, merkt man bald. „Dinge, die so nicht bleiben können“ ist berstend voll von jugendlichem Lebensgefühl, es zeigt zornige Hilflosigkeit und rührenden Teenager-Heldengestus, wird dabei aber nie selbstmitleidig oder kitschig. Ein fesselndes Büchlein, das den Dialog meisterlich in Szene setzt und viel Kluges über Traumata erzählt.
Michael Gerard Bauer: „Dinge, die so nicht bleiben können“. Roman. Aus dem Englischen von Ute Mihr. Carl Hanser Verlag, München 2021. 224 Seiten, 15,50 Euro. Alter: ab 13 Jahren.