Im Kultflughafen wird geimpft, im „sexpositiven“ Klub getestet statt gefeiert: Nein, Normalität à la Berlin herrscht auch jetzt noch nicht. Aber an diesem Wochenende wagte die deutsche Hauptstadt Öffnungsschritte. Szenen aus einer freiheitsliebenden Metropole, die ein buntes Nachtleben zu ihrer DNA zählt.
Exakt 200 Tage döste Berlin im Dornröschenschlaf. Seit Anfang November hatten Bars, Cafés und Restaurants geschlossen. „Endlich Freiheit!“, schreit es vom Titelblatt einer Berliner Boulevardzeitung. Man kann diesen ersten Öffnungstag schon früh im KitkatClub beginnen, einer berüchtigten Hochburg des Hedonismus, in der, so sagt man, die wildesten „sexpositiven“ Partys stattfänden. Die Warteschlange ist kurz an diesem Vormittag. Und der Türsteher sortiert nicht gnadenlos aus wie üblich. In seuchenfreien Zeiten würde man mit Jeans und dunklem Pulli „auf gar keinen Fall“ am Sicherheitspersonal vorbeikommen, wie ein Mitarbeiter versichert. Viel zu langweilig. Aber heute klappt das.
Denn der KitkatClub in Berlin-Kreuzberg wurde zum Corona-Testzentrum umgerüstet. Statt „sexpositiv“ ist man hier im besten Fall Corona-negativ. Drinnen in der Garderobe hängen die schneeweißen Schutzanzüge des Medizinpersonals. Ein pinker Vogel aus Plastik schwimmt einsam im Indoor-Schwimmbecken, umgeben von Bildern, die asiatische Liebeskunst zeigen. Die Corona-Getesteten draußen sehen das nicht. Der KitkatClub ist zu, aber der negative Test hier die Eintrittskarte in die Berliner Welt der Gastronomie und Museen.