Einmal mehr hat ein Tweet von Tesla-Chef Elon Musk den Bitcoin-Kurs ins Wanken gebracht. Indes will El Salvador die Kryptowährung zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel machen. Und Investor Ray Dalio würde eher in Bitcoin investieren als in Staatsanleihen.
Wien. Ein paar Tage lang hatte es so ausgesehen, als würde sich Bitcoin von dem schweren Absturz erholen, den es erlitten hatte, nachdem Tesla-Chef Elon Musk mitgeteilt hatte, dass Tesla die älteste und größte Kryptowährung nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren wolle. Am vergangenen Freitag folgte der nächste Schlag, als Musk auf Twitter neben das Wort „Bitcoin“ ein Emoji setzte, das ein gebrochenes Herz zeigte. Der Bitcoin-Kurs rutschte abermals ab.
Abhängig von Musk
Kritiker meinten erneut, dass man wenig von Bitcoins Dezentralität merke, wenn die Cyberdevise so stark von den Wortspenden eines exzentrischen Milliardärs abhängig sei. Wie berichtet, hatte Musk im Februar kundgetan, dass Tesla 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert habe. Zudem werde der E-Autobauer in den USA Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Diese Ankündigungen verliehen dem Bitcoin-Preis einen enormen Schub, der mit dem Börsengang der Kryptobörse Coinbase seinen Höhepunkt erreichte: Der Bitcoin-Preis kletterte auf ein Rekordhoch von 64.000 Dollar.
Kurze Zeit später teilte Musk mit, dass Tesla etwa ein Zehntel seiner Bitcoin-Bestände verkauft habe, um die Liquidität des Markts zu testen. Zum Absturz brachte er Bitcoin, als er mitteilte, dass Tesla doch keine Bitcoins mehr als Zahlungsmittel akzeptieren wolle, weil deren Produktion so energieaufwendig sei und der dafür notwendige Strom zu einem Gutteil aus chinesischer Kohleenergie stamme. Bitcoin fiel in den folgenden Wochen zeitweise unter 30.000 Dollar. Michael Saylor, Chef des Softwareunternehmens MicroStrategy, eines großen Bitcoin-Investors, vermittelte: Mehrere Bitcoin-Schürfer taten sich zusammen, um Umweltstandards für die Branche zu erarbeiten. Möglicherweise wird es irgendwann gekennzeichnete „grüne“ Bitcoins geben, die ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Das ist aber noch Zukunftsmusik.
Vorstoß von El Salvador
Indes gab es auch Rückenwind für Bitcoin: El Salvador will die Kryptowährung zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel machen. Er werde kommende Woche einen entsprechenden Gesetzesentwurf in den Kongress einbringen, sagte Präsident Nayib Bukele am Samstag in einer Videobotschaft an die Bitcoin 2021 Conference in Miami. „Das wird Jobs schaffen und Tausende Menschen in den formellen Wirtschaftskreislauf integrieren.“
Nach Angaben des Chefs des Zahlungsdienstleisters Zap, Jack Mallers, wäre El Salvador das erste Land der Welt, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zulässt.
Unterstützung hatte Bitcoin zuvor von dem Investor und Hedgefonds-Manager Ray Dalio bekommen, der bereits im März bekannt gegeben hatte, dass er Bitcoin halte. Nun sagte er auf einer Krypto-Konferenz, Bitcoin werde ein besseres Instrument zum Sparen als Staats- oder Firmenanleihen sein, wenn erst genug Geld darin veranlagt sei. „Je mehr Ersparnisse wir in Bitcoin veranlagen, desto eher wird man sagen: Ich nehme lieber Bitcoin als Anleihen. Ich persönlich nehme tatsächlich lieber Bitcoin als eine Anleihe.“
Gefahr durch Erfolg
Denn je mehr Ersparnisse in Kryptowährungen fließen würden, desto weniger Macht hätten Regierungen über das Kapital der einfachen Leute. Doch sieht Dalio auch ein Risiko für Bitcoin, nämlich seinen Erfolg. Die wachsende Popularität von Krypto-Assets könnte dazu führen, dass Staaten härter gegen den Sektor durchgreifen. Selbst die USA könnten versuchen, Bitcoin zu verbieten, so wie sie in den 1930er-Jahren US-Bürgern den Besitz oder den Handel mit Gold verboten hatten. (b. l./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2021)